Mannschaftsarzt beim Bahlinger SC sowie dem EHC Freiburg

Unser Kniespezialist Dr. med. Tarek Schlehuber im Doppelpass Interview
Interview. Südbadens Doppelpass, Ausgabe 3 / November 2022
SDP: Tarek, Du bist mit zwei Kollegen in deiner Praxis Orthozentrum Freiburg in der Heinrich von Stephan Straße 8 tätig. Wo liegen die Schwerpunkte Deiner Arbeit?
SDP: Hallo Thomas. Gemeinsam mit meinen Kollegen bieten wir ein breites Spektrum im Bereich der konservativen und operativen Orthopädie an. Ich selbst begrü ße v.a. viele Sportler in meiner Sprechstunde. Vom Profi bis hin zum ambitionierten Hob bysportler, vom Zwicken in der Leiste bis hin zur komplexen Knieverletzung, ich versuche mein Bestes den geliebten Sport wieder zu ermöglichen. Operativ habe ich mich voll kommendem Kniegelenk verschrieben. Die Meniskus , Kreuzband und Knorpelchirurgie sind hier die Schwerpunkte meiner Tätigkeit.
SDP: Seit 2019 bist Du zusätzlich als Mann schaftsarzt des Bahlinger SC und seit 2021 auch des EHC Freiburg im Einsatz. In Bahlin gen fungierst Du als Nachfolger von Dr. med. Volker Fass.
T.S.: (lacht): Volkers Spuren sind überall. Es gibt wenig Vereine und Fußballer, die nicht schon früher mit dem Orthozentrum ver knüpft waren. Das Orthozentrum und Volker Fass stehen für Sport und Fußballmedizin. Ich freue mich sehr, diese alte Tradition mit dem selben Feuer und der Liebe zum Sport fortzu setzen. Der Fußballsport hat mein Leben von jeher geprägt. Ich bin dankbar, dass ich durch meine Tätigkeit in Bahlingen das Kabinen fieber nach wie vor erleben kann.
SDP: In jungen Jahren hast Du selbst Fußball gespielt, u.a. beim SV Munzingen. Diese Er fahrungen kommen Dir nunmehr sicherlich zugute?
T.S.: Klar. Es ist wichtig, Trainings und Spiel formen zu kennen. Belastungssteuerung und Regeneration sind heutzutage noch mehr im Fokus. Gleichzeitig war die ein oder andere ei gene Verletzung sicherlich mit dafür entschei dend, dass ich den Weg in die Orthopädie und die Sportmedizin eingeschlagen habe. Die ersten Jahre meines Studiums bin ich im mer noch zum Kicken am Wochenende nach Hessen gependelt. Die Zeit in Munzingen war dann allerdings prägend für meine Tätigkeit. Viele meiner damaligen Mitspieler sind mitt lerweile Trainer hier in der Region. Der Kon takt ist nie abgebrochen.
SDP: Der BSC, kein Verein wie jeder andere, eine große Familie?
T.S.: Es klingt vllt. abgedroschen, aber genauso ist es. Für mich hat es gefühlt nur einige Wo chen gedauert, bis eine tiefe Verbindung ihren Anfang genommen hat. Der ganze Verein ar beitet hoch professionell und gleichzeitig ba siert Vieles auf Vertrauen und klarer, ehrlicher Kommunikation. Das schafft für mich beruflich wie privat eine Wohlfühlatmosphäre, die ich nicht missen möchte. Mittlerweile sind enge Freundschaften entstanden, die über das täg liche Fußballgeschäft hinaus gehen. Ich den ke bezüglich der medizinischen Betreuung haben wir gemeinsam mit unserem Athletik trainer und unseren Physiotherapeuten die Infrastruktur von Saison und Saison optimiert. Wir müssen uns hinter keinem der „großen Namen“ in der Regionalliga verstecken, im Ge genteil.
SDP: Bist Du bei Heimspielen vor Ort?
T.S.: Meine Frau würde sagen: ja, sehr regelmä ßig. Dennis Bührer würde sagen: viel zu selten. Ich versuche in der Tat, so oft wie möglich vor Ort zu sein. Nicht nur um medizinisch zu be raten, sondern einfach um die Sonne am Kai serstuhl zu genießen, durchzuatmen und fast immer auch ansprechenden Fußball zu verfol gen. Es ist selten langweilig auf der Ponderosa. SDP: Wie setzt sich die medizinische Abteilung beim BSC zusammen?
T.S.: Den Kern bilden ein hervorragendes Team von Physiotherapeuten aus Bahlingen und Freiburg sowie unser Athletiktrainer Uli Hanser. Seit dieser Saison hat Walter Adam eine wichtige Aufgabe in der Kommunikation und Koordination zwischen den einzelnen Säulen übernommen und unterstützt uns wahnsinnig.
SDP: Wie verläuft die Arbeit im Team mit den Spielern, es soll eine WhatsApp Gruppe ge ben?
T.S.: Whatsapp bietet sich natürlich als schnelle Form der Kontaktaufnahme an. In der Regel melden sich die Jungs direkt bei mir. Dann habe ich die Info über Ablauf und Schwere der Verletzung. Aber auch um zum Bsp. bei Mus kelverletzungen die Belastungssteuerung zu verfolgen, ist eine kurze Nachricht jeden Tag hilfreich. Außerdem kennen alle mittlerweile meine Zeiten in der Praxis und stehen oft ein fach auf der Matte. Das macht die Sprechstun den abwechslungsreich und bedingt planbar. Jeder Kicker hat auch noch eine Freundin, eine Mama oder einen Kumpel…
SDP: Der Fußball macht Dir ganz einfach Spaß. Das hat man vor einigen Tagen gesehen, als Du als Ehrengast bei der Sportgala in Endin gen vor Ort warst? Dein Eindruck von der Ver anstaltung?
T.S.: Wir waren 2009 bei euch als Mannschaft des Jahres mit Munzingen. Es war sehr schön, einige alte Weggefährten aus dieser Zeit zu treffen. V.a. aber war ich erstaunt, wie viele Patienten und Patientinnen unter den Gästen waren. Die Jungs und Mädels in so lockerer At mosphäre und außerhalb der Praxis zu sehen, war großartig. Ich hoffe sehr, dass Ihr die Gala in den kommenden Jahren weiter ohne Aufla gen und Einschränkungen ausrichten könnt. Ich bin gern regelmäßig zu Gast.
SDP: Neben dem Fußball noch die Tätigkeit beim EHC, sind die beiden Tätigkeiten mitein ander zu vergleichen?
T.S.: Ja und nein. Die Jungs sind alle besessen vom Sport, hart im Nehmen und hoch profes sionell. Die Luft in der Kabine ist allerdings un terschiedlich (lacht). Belastung und die Verlet zungsmuster sind ebenfalls andere. Während im Fußball neben akuten Muskelverletzungen v.a. Sprungelenks und Knieverletzungen auftreten, kommt es im Eishockey zu massi ven Traumata der oberen Extremität, Gesicht, Rippen, Becken. Auch spielen hier chronische Überlastungen durch das Skaten auf dem Eis eine Rolle. Auch wenn es beim EHC tempera turtechnisch deutlich frostiger zugeht, habe ich den Eishockeysport mittlerweile ebenso ins Herz geschlossen. Ich träume immer noch von einem gemeinsamen Vorbereitungsspiel in der Sommerpause: eine Halbzeit auf dem Eis, eine Halbzeit auf dem Feld. Wäre das nicht etwas für den Doppelpass?
Autor: Dr. med. Tarek Schlehuber
Als Nachfolger von Dr. Volker Fass im Orthozentrum sowie leitender Arzt für Sportorthopädie im Lorettokrankenhaus Freiburg versorgt Dr. Schlehuber Patienten von nah und fern bei Pathologien der unteren Extremität. Als zertifizierter Kniechirurg der DKG und aktives Mitglied der Arbeitsgemeinschaft für Arthroskopie kombiniert er altbewährte mit innovativen Techniken. 2018 musste er sich selbst einem großen Eingriff am Kniegelenk unterziehen (Umstellungsosteotomie) und empfand diesen Perspektivwechsel als prägend für seine weitere berufliche Tätigkeit.