Anatomie & Funktion

Die Wirbelsäule besteht aus insgesamt 24 Wirbelkörpern und kann in Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule eingeteilt werden. Zwischen den Wirbelkörpern befinden sich die Bandscheiben (Disci intervertebralis), die aus einem äußeren Faserring (Anulus fibrosus) und einem inneren Kern (Nucleus pulposus) aufgebaut sind. Der äußere Faserring besteht aus Faserknorpel und Bindegewebe, der innere Kern dagegen zum größten Teil aus Wasser. Die Wirbelkörper bilden mit den Wirbelbögen den Wirbelkanal (Spinalkanal), in dem die Rückenmarksnerven (Spinalnerven) verlaufen.

Bezüglich der Funktion der Bandscheiben lassen sich zwei Hauptfunktionen benennen.
Zum einen dienen sie als „Stoßdämpfer“ der Wirbelsäule und tragen somit zu einer Entlastung der gesamten Wirbelsäule bei. Zum anderen bilden sie eine Art Gelenk zwischen den Wirbelkörpern und ermöglichen somit die Beweglichkeit der Wirbelsäule.

Ein Bandscheibenvorfall, auch Diskusprolaps genannt, beschreibt den Austritt von Bandscheibengewebe in den Wirbelkanal. In der Folge können Nerven im Wirbelkanal eingeengt bzw. irritiert werden. Bandscheibenvorfälle treten am häufigsten in einem Alter zwischen 30 und 50 Jahren auf.

Symptome & Beschwerden

Anzeichen für einen Bandscheibenvorfall können sein:

  • Rückenschmerzen
  • Gefühlsstörungen,B. Kribbeln, Taubheitsgefühl
  • Lähmungen
  • Störungen der Blasen- und Darmentleerung

Die Ausprägung der Symptome kann abhängig von dem Ausmaß des Bandscheibenvorfalls sehr stark variieren: Bei einigen Betroffen treten keine Beschwerden auf, bei anderen kann die Symptomatik eine notfallmäßige Versorgung erforderlich machen.

Ein Bandscheibenvorfall kann sich durch plötzlich auftretende, stechende Rückenschmerzen bemerkbar machen. In der Mehrheit der Fälle ist eine Bandscheibe der Lendenwirbelsäule betroffen, da Bandscheiben in diesem Bereich besonders hohem Druck ausgesetzt sind. Demnach treten die Schmerzen vor allem in unteren Rücken auf und können in das Gesäß, das Bein oder sogar bis in den Fuß ausstrahlen. Bei der deutlich seltener betroffenen Halswirbelsäule können Nackenschmerzen, Schulterschmerzen und bis in den Arm ausstrahlende Schmerzen auftreten.

Um einen Notfall rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln, werden im Folgenden Warnzeichen (englisch sog. „red flags“) beschrieben, bei deren Auftreten sofort medizinische Hilfe in Anspruche genommen werden sollte. Dazu Lähmungserscheinungen, bei denen einzelne Muskeln nur noch abgeschwächt oder gar nicht mehr bewegt werden können. Beispielsweise kann der große Zeh oder der gesamte Fuß in so einem Fall nicht mehr angehoben werden. Auch die plötzliche Unfähigkeit, die Blase oder den Darm zu entleeren, oder eine plötzlich auftretende Inkontinenz stellen eine Notfallsituation dar.

Ursachen

Ursachen für einen Bandscheibenvorfall sind u.a.:

  • Altersbedingt (degenerativ)
  • Unfallbedingt (traumatisch)

Bandscheibenvorfälle treten am häufigsten im Rahmen von Verschleißerscheinungen der Bandscheiben auf. Bereits ab dem 20. Lebensjahr nimmt die Versorgung der Bandscheibe mit Nährstoffen stetig ab, sodass kleine Risse im äußeren Bereich der Bandscheibe nur noch unzureichend verheilen können. Nun kann es durch zusätzliche Belastungen zu einem vollständigen Riss des äußeren Faserrings kommen und damit zu einem Austritt von Bandscheibengewebe in den Wirbelkanal.

Seltener sind Unfälle für Bandscheibenvorfälle verantwortlich.

Diagnose

Als ersten Schritt auf dem Weg zur Diagnose wird unser Wirbelsäulenspezialist Priv.-Doz. Dr. Pestka Sie in einem ausführlichen Gespräch zu Ihren Beschwerden befragen. Dazu gehören unter anderem der zeitliche Verlauf, die genaue Lokalisation und die Stärke der Beschwerden.  Im Verlauf wird eine körperliche Untersuchung der Wirbelsäule und eine neurologische Untersuchung stattfinden.

Zudem existieren spezielle Tests, die eine Nervenreizung nachweisen können (Wurzeldehnungszeichen). Hier ist unter anderem der Lasègue-Test zu erwähnen. Dabei liegt die zu untersuchende Person auf dem Rücken und der/die Arzt/Ärztin hebt das gestreckte Bein an. Kommt es hierbei zu einschießenden Schmerzen, spricht dies für eine Reizung von Nerven.

Je nach Ausmaß und Lokalisation der Schädigung wird über das weitere Vorgehen entschieden. Sind eines oder mehrerer Warnzeichen vorhanden, sollte eine Kernspinuntersuchung (MRT) erfolgen. In einem MRT-Bild kann der Ort des hervorgetretene Bandscheibenmaterials genau bestimmt und der Zustand der Bandscheibe beurteilt werden. In diesem Zusammenhang sollte auch auf die Bedeutung einer konventionellen Röntgenaufnahme der Wirbelsäule hingewiesen werden. Da diese typischerweise im Stand erfolgt, lassen sich anders als im MRT zusätzlich Aussagen über Stabilität und Form der Wirbelsäule unter Belastung treffen.

Behandlung

Die Wahl der Therapieform ist hauptsächlich von der Ursache und dem Ausmaß der Schädigung abhängig. Verschleißbedingte Bandscheibenvorfälle, bei denen keine Warnzeichen vorhanden sind, können konservativ behandelt werden. Im Gegensatz dazu sollte bei unfallbedingten Bandscheibenvorfällen, dem Vorhandensein von Warnzeichen oder bei einer Verschlechterungstendenz eine operative Methode empfohlen werden. Andernfalls droht eine langfristige Schädigung von Nerven.

Unsere Wirbelsäulenspezialist Priv-Doz, Dr. Pestka berät Sie diesbezüglich gerne weiter und klärt mit Ihnen offene Fragen.

Konservative Therapie:

Folgende konservative Therapien sind möglich:

  • Medikamentöse Therapie: Schmerzmittel
  • Injektion von Schmerzmittel nahe der Nervenwurzel (Periradikuläre Therapie)
  • Wärmetherapie
  • Physiotherapie

Zur Schmerzreduktion können Medikamente aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) verwendet werden. Sollte damit keine ausreichende Linderung der Schmerzen möglich sein, können zusätzlich schwach oder stark wirksame Opioide angewandt werden. Um lokal eine Linderung der Schmerzen zu bewirken, kann in besonders schlimmen Fällen nahe der betroffenen Nervenwurzel ein Lokalanästhetikum injiziert werden.
Auch Wärmeanwendungen und der Beginn einer Physiotherapie, mit deren Hilfe die Rumpfmuskulatur gestärkt wird, können hilfreich sein.

Wichtig zu wissen für Patienten/-innen ist, dass trotz Schmerzen keine Bettruhe eingehalten werden sollte, sondern die alltägliche körperliche Betätigung beibehalten werden sollte. Zudem sind Übungen in Eigenregie, am besten nach Anleitung durch die Krankengymnastik, unerlässlich.

Operation:

Die Methode der Wahl ist eine minimalinvasive Nukleotomie. Dabei wird der hervorgetretene Teil der Bandscheibe über einen kleinen Schnitt am Rücken entfernt.

Alles auf einen Blick:

  • Operationszeit: maximal 60 min
  • Narkose: Vollnarkose
  • Klinikaufenthalt: stationär
  • Arbeitsfähig: nach 4-6 Wochen
  • Return to sports (RTS): nach 3 Monaten

Nachbehandlung

Patienten und Patientinnen verbleiben nach der Operation noch für rund drei bis fünf Tage zur Überwachung im Krankenhaus. Nach der Operation wird eine Physiotherapie begonnen. Allgemein sollte langes Sitzen bzw. Stehen und das Heben schwerer Lasten vermieden werden.

FAQs

In der Vorbeugung von Bandscheibenvorfällen kommt rückenschonendem Verhalten im Alltag eine entscheidende Bedeutung zu. Beispielsweise sollten Sie vor dem Anheben von Lasten in die Hocke gehen und während dem Heben den Rücken stets gerade lassen. Zudem sind eine ausreichend körperliche Aktivität mit regelmäßigem Training zur Förderung der Rumpfstabilität und ein normwertiger BMI (18,5-24,9 kg/m2) essenziell.

Die Mehrzahl der Bandscheibenvorfälle heilt mithilfe einer konservativen Therapie ohne bleibende Schäden aus. Demnach ist die Prognose generell als gut einzuschätzen.

Sie sollten bei folgenden Symptomen sofort medizinische Hilfe in Anspruch nehmen:

  • Anhaltende Gefühlsstörungen, z.B. Kribbeln, Taubheitsgefühl
  • Lähmungen
  • Störungen der Blasen- und Darmentleerung
  • Deutlich zunehmende Schmerzen

Sollten Sie noch weitere Fragen haben oder einen Termin bei uns vereinbaren wollen, zögern Sie nicht uns unter der Telefonnummer 0761 7077300, per E-Mail info@orthozentrum-freiburg.de oder über unser Kontaktformular zu kontaktieren. Gerne können Sie auch persönlich bei uns in der Heinrich-von-Stephan-Straße 8 in Freiburg vorbeikommen. Gerne können Sie auch über die Online-Plattform www.doctolib.de oder über die Doctolib App einen Termin buchen.

dr jan m pestka