Anatomie & Funktion

Die Gelenkflächen eines jeden Gelenks sind mit Knorpel überzogen, die den reibungslosen Bewegungsablauf der beiden Gelenkpartner zueinander ermöglichen. Im Schultergelenk kann es allerdings im Alter, durch Überbelastung der Schulter (durch z.B. exzessiven Kraftsport oder übermäßige körperliche Beanspruchung bei der Arbeit) oder als Folge von Unfällen zu einem Abbau des Knorpels kommen. Die hierdurch resultierende Inkongruenz des Gelenks und Knorpelerweichung des umliegenden Gelenkknorpels, führt zu einem sauren Gelenkmillieu, welches im weiteren Verlauf für eine zunehmende Zerstörung des Gelenks, die Entzündung der Gelenk-Schleimhaut und der Kapsel, und nicht zuletzt für Muskelfunktionseinschränkungen verantwortlich ist. Infolgedessen können die Gelenkflächen bei Bewegungen nicht mehr optimal miteinander interagieren und es kann zu teilweise starken Schmerzen und Bewegungseinschränkungen im betroffenen Gelenk kommen.

Diese Erkrankung wird Arthrose genannt und kann jedes Gelenk im menschlichen Körper betreffen. Problematisch ist dabei, dass sich der Knorpel aufgrund seiner fehlenden Durchblutung praktisch gar nicht von diesem Prozess erholen kann. Im Vergleich zum Knie– und Hüftgelenk ist das Schultergelenk weitaus seltener von einer Arthrose betroffen.

Symptome & Beschwerden

Anzeichen für eine Schulterarthrose können sein:

  • Anlaufschmerzen, B. morgens nach dem Aufstehen
  • Belastungsschmerzen
  • Später Ruhe- und Nachtschmerzen
  • Eingeschränkte Beweglichkeit der Schulter, v.a. Überkopfbewegungen

Zu den typischen Beschwerden bei einer Schulterarthrose gehören Schmerzen im betroffenen Gelenk. Allerdings sind diese Schmerzen nicht zwangsläufig allein durch die Arthrose bedingt, sondern meist durch eine begleitende Gelenkentzündung (Arthritis).

Eine Schulterarthrose kann sich im Frühstadium durch einen sogenannten Anlaufschmerz bemerkbar machen. Damit sind Schmerzen gemeint, die zu Beginn einer Aktivität auftreten, z.B. morgens nach dem Aufstehen. Danach bessern sich die Schmerzen zunächst bei zunehmender Bewegung etwas und treten dann nach längerer Belastung erneut auf (Belastungsschmerz). Schreitet die Erkrankung weiter fort, können sich die Beschwerden so weit verstärken, dass es auch in Ruhe und in der Nacht zu starken Gelenkschmerzen kommt. Gegebenenfalls strahlen die Schmerzen in den Arm oder in den Nacken aus.

Hinzu kommt eine zunehmende Bewegungseinschränkung der betroffenen Schulter. Diese macht sich vor allem bei Bewegungen des Arms über die Horizontale (z.B. beim Haare waschen, werfen) und bei der Bewegung des Arms hinter den Rücken (z.B. beim Schürze binden) bemerkbar. Dies kann bei den Betroffenen zu einer starken Beeinträchtigung ihres Alltags führen.

Ursachen

Ursachen für eine Schulterarthrose sind:

  • Primär: unbekannte Ursache
  • Sekundär: als Folge anderer Erkrankungen oder Verletzungen

Die Schulterarthrose kann in eine primäre und in eine sekundäre Form eingeteilt werden.

Die primäre Schulterarthrose ist die häufigere Form der Schulterarthrose. Bei dieser Form ist kein auslösendes Ereignis bekannt und die Ursache kann somit nicht festgestellt werden. Zu den Risikofaktoren gehören beispielsweise ein fortgeschrittenes Alter, Übergewicht oder die anatomische Fehlstellung des Schultergelenks.

Der sekundären Schulterarthrose liegt eine Erkrankung oder eine Schultergelenk-Verletzung zugrunde, die zu dem Knorpelabrieb geführt hat. Hierfür kommen zum Beispiel eine Fraktur des Oberarmkopfes, eine Schulterluxation der eine Rotatorenmanschettenläsion in Betracht. Aber auch entzündliche Prozesse, wie z.B. rheumatische Erkrankungen können sekundär zu einer Gelenkzerstörung führen.

Diagnose

Unsere Schulterspezialisten werden Sie in einem ausführlichen Gespräch bezüglich Ihrer Beschwerden befragen (Anamnese). Im Anschluss findet eine funktionelle Untersuchung statt, in der die Beweglichkeit und die Kraft Ihrer Schulter geprüft wird.

Um die Diagnose zu bestätigen, wird ein Röntgenbild Ihrer Schulter angefertigt. Typische Zeichen für eine Arthrose sind dabei eine Verschmälerung des Gelenkspalts, die durch den Knorpelverschleiß entsteht, und Knochenanbauten (Osteophyten). Hierbei ist wichtig zu wissen, dass der Schweregrad der Arthrose, der im Röntgenbild festgestellt wird, oft nicht mit den Beschwerden korreliert. Das heißt, dass im Röntgenbild eine ausgeprägte Arthrose sichtbar sein kann, die allerdings im Alltag nur relativ geringe Beschwerden verursacht.

Zum Ausschluss anderer Krankheitsbilder der Schulter, die es zu differenzieren gilt, sind eine Kernspinuntersuchung (MRT) oder eine Computertomographie (CT) hilfreich.

Behandlung

Wird die Arthrose frühzeitig diagnostiziert, kann meist mittels konservativer Therapiemaßnahmen eine Besserung der Beweglichkeit, sowie der Schmerzen erzielt werden. Im Spätstadium der Arthrose ist häufig ein minimal-invasiver operativer Eingriff bis hin zum Gelenkersatz (Endoprothese) erforderlich. Allerdings muss diese Entscheidung individuell getroffen werden und hängt beispielsweise vom Alter der betroffenen Person und ihrer Aktivität im Alltag ab. Unsere Schulterspezialisten im Orthozentrum Freiburg beraten Sie diesbezüglich gerne weiter.

Konservative Therapie:

Folgende konservative Therapien sind möglich:

  • Medikamentös Therapie: Schmerzmittel
  • Kortison-Injektionen in das Schultergelenk
  • Physikalische Therapie: Kälte bei akuter Entzündung, ansonsten Wärme
  • Physiotherapie

Um die Schmerzen zu reduzieren und die Entzündung im Gelenk zu hemmen, können Schmerzmittel aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) eingesetzt werden. Sollte dies trotzdem nicht ausreichen, um die Schmerzsituation deutlich zu verbessern oder die Entzündungsreaktion einzudämmen, kann zusätzlich eine Kortison-Injektion in das Schultergelenk erfolgen. Dies ist jedoch allenfalls eine vorübergehende, symptomatische Behandlung und stellt keine langfristige Lösung dar. Bei leichtgradigen bis mittelgradigen Arthrosen hat sich unter anderem auch die Injektion von Hyaluronsäure in das Gelenk bewährt.

Bei akuten Entzündungen des Schultergelenks kann Kälte in Form von Kühlpads eine Schmerzlinderung bringen. Wichtig dabei ist, dass das Kühlpad nicht direkt auf die Haut gelegt, sondern mit einem Küchenhandtuch umwickelt wird. Akute Entzündungen können anhand typischer Entzündungszeichen erkannt werden: Die Schulter ist gerötet und angeschwollen, die Haut über dem Gelenk fühlt sich warm an und die Schmerzen im Schultergelenk sind deutlich stärker als sonst.

Ist das Gelenk nicht akut entzündet, kann zur Entspannung von verspannter, schmerzender Muskulatur im Schulter-Nacken-Bereich eine Wärmeanwendung hilfreich sein (Heiße Rolle, Kirschkernsäckchen).

Zusätzlich sollte mit einer physiotherapeutischen Behandlung begonnen werden, um das betroffene Schultergelenk zu mobilisieren und die umliegende Muskulatur (Rotatorenmanschette) zu stärken. Wird die Schulter aufgrund starker Schmerzen nicht ausreichend bewegt und die Gelenkkapsel dabei nicht elastisch gehalten, kann daraus eine Gelenkeinsteifung resultieren.

Operation:

Sollten die konservativen Möglichkeiten nicht zum gewünschten Erfolg führen, bleibt nur, abhängig vom Leidensdruck des/der Patient/-in, die operative Therapie. In der frühen Phase der Arthrose oder auch bei kleineren Knorpelschäden, haben arthroskopische Verfahren durchaus noch ihren Platz. Durch Beseitigung der Entzündung und/oder Glättung des Knorpels können die Schmerzen bisweilen deutlich gelindert werden. Häufig kann auch eine Durchtrennung der langen Bizepssehne zu einer Schmerzlinderung beitragen. Im Falle von lokalisierten Knorpelschäden bieten knorpelregenerative Verfahren die Möglichkeit, die Situation im Gelenk zu bessern.

Im Extremfall muss das Schultergelenk durch ein künstliches Gelenk ersetzt werden (Endoprothese). Hierbei gibt es verschiedene Möglichkeiten und unterschiedliche Prothesentypen. Die Wahl des Implantates ist dabei von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Dabei spielt das Ausmaß des Gelenkverschleißes und die Knochenqualität (vorausgegangene Fraktur des Oberarmkopfs, vorhandene Osteoporose) eine entscheidende Rolle. Auch werden eventuelle anatomische Veränderungen des Schultergelenks und die Funktionsfähigkeit der schulterstabilisierenden Muskulatur (Rotatorenmanschette) mitberücksichtigt.

Ist die Rotatorenmanschette noch intakt, werden sogenannte Anatomische Prothesen verwendet. Dabei wird entweder nur der Oberarmkopf (Schulterkappenprothese) ersetzt oder auch eine Stielverankerung (zementfrei/zementiert) durchgeführt. Zudem wird in den meisten Fällen auch die Gelenkpfanne (Schultertotalendoprothese) ersetzt.

Ist die Rotatorenmanschette nicht mehr intakt und besteht eine fortgeschrittene Arthrose, wird der Oberarmkopf durch eine sogenannte Inverse Schulter-Totalendoprothese (Inverse Schulter-TEP) ersetzt. Dabei wird die anatomische Form der beiden Gelenkpartner umgedreht und das Drehzentrum des Gelenks zur Körpermitte und nach unten verschoben. Durch diese Prothesenwahl erhält der Deltamuskel mehr Vorspannung und übernimmt teilweise Funktionen, die bisweilen von der Rotatorenmanschette durchgeführt wurden.

Schultertotalendoprothesen-OP auf einen Blick:

  • Operationszeit: 90-120 min
  • Narkose: Vollnarkose
  • Klinikaufenthalt: stationär
  • Arbeitsfähig: nach 6-8 Wochen
  • Return to sports (RTS): nach 6 Monaten (je nach Sportart)

Nachbehandlung

Der Arm der betroffenen Schulter wird nach einer Schultertotalendoprothesen-Operation entweder in einem sogenannten Abduktionskissen gelagert oder in einem Schlingenverband ruhiggestellt. Das bedeutet, dass der Arm nicht direkt seitlich dem Körper anliegt, sondern auf dem Kissen aufliegt. Dies ist abhängig von Erhalt oder Funktion der Rotatorenmanschette.

Die weitere Nachbehandlung ist abhängig von der Operationsmethode und der einliegenden Prothese. Physiotherapeutische, passive Bewegungsübungen des Arms sollten bereits am besten am ersten Tag nach der OP begonnen werden. Nicht selten wird eine Reha empfohlen.

FAQs

Zuhause können Sie zur Schmerzreduktion Schmerzmittel aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) einnehmen. Sollten Sie Zeichen einer akuten Entzündung des Schultergelenks haben (Rötung, Schwellung, starke Schmerzen), empfiehlt es sich, das Schultergelenk mittels Kühlpad zu kühlen. Wärmeanwendungen sorgen bei verspannter Muskulatur im Schulter-Nacken-Bereich für Abhilfe.

Wir bieten bei der Schulterarthrose alle konservativen Therapien, sowie operative arthroskopische Verfahren an. Sollte bei Ihnen der künstliche Gelenkersatz notwendig sein, werden wir Sie über die verschiedenen Operationsmöglichkeiten beraten und Sie ggf. für einen solchen operativen Eingriff entsprechend vorbereiten.

Sollten Sie noch weitere Fragen haben oder einen Termin bei uns vereinbaren wollen, zögern Sie nicht uns unter der Telefonnummer 0761 7077300, per Email info@orthozentrum-freiburg.de oder über unser Kontaktformular zu kontaktieren. Gerne können Sie auch persönlich bei uns in der Heinrich-von-Stephan-Straße 8 in Freiburg vorbeikommen. Gerne können Sie auch über die Online-Plattform www.doctolib.de oder über die Doctolib App einen Termin buchen.

dr dan potthoff
  • Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie
  • Künstlicher Gelenkersatz an Knie– und Hüftgelenken
  • Knorpelchirurgie
  • Arthroskopische Chirurgie
  • Gelenkverschleiß (Arthrose), Sportverletzungen
  • Konservative Orthopädie