Anatomie & Funktion

Das Schultergelenk besteht aus dem verhältnismäßig großen Oberarmkopf und der eher kleinen Gelenkpfanne, die Teil des Schulterblatts (Scapula) ist. Der knöcherne Kontakt zwischen Gelenkpfanne und Oberarmkopf beträgt lediglich 30 %, was im Schultergelenk einen sehr großen Bewegungsumfang ermöglicht. Für die Stabilität des Schultergelenks sorgen vor allem weichteilige Strukturen wie die Gelenkkapsel, Muskeln (Rotatorenmanschette, lange Bizepssehne) und Bänder. Diese anatomische Besonderheit führt zu einer gewissen Instabilität, wodurch das Schultergelenk sehr anfällig für eine Luxation ist. Die Schulterluxation stellt die häufigste Luxation des menschlichen Körpers dar.

Schulterluxation

Symptome & Beschwerden

Anzeichen für eine Schulterluxation können sein:

  • „Delle“ an der Schulter sichtbar
  • Starke Schmerzen in der betroffenen Schulter
  • Bewegungseinschränkung des betroffenen Arms
  • Bluterguss, Schwellung

Eine Schulterluxation ist meist von außen gut erkennbar: Die normalerweise runde Schulterkontur wird unter dem Schulterdach durch eine Delle unterbrochen. Diese Delle wird von der leeren Gelenkpfanne gebildet. Zusätzlich kann der sich außerhalb der Gelenkpfanne befindliche Oberarmkopf getastet werden.

Eine Schulterluxation geht meist mit starken Schmerzen und einer Bewegungseinschränkung des betroffenen Arms einher. Wie stark die Beweglichkeit eingeschränkt ist, hängt von dem Ausmaß der Verletzung und eventuellen Begleitverletzungen ab.

Ursachen

Ursachen für eine Schulterluxation sind u.a.:

  • Unfallbedingt (traumatisch), B. durch Sturz auf den ausgestreckten Arm
  • Anlagebedingt (habituell), B. durch überbewegliche Gelenke

In über 90 % der Fälle tritt eine Schulterluxation nach einem Unfall auf, z.B. durch einen Sturz auf den ausgestreckten Arm oder durch einen Zusammenprall. Am häufigsten luxiert dabei der Oberarmkopf nach vorne unten.

Bei jungen Patienten/-innen kommt es nach der Erstluxation häufig zum erneuten Auskugeln der Schulter (Reluxation).

Deutlich seltener ist eine anlagebedingte, habituelle Schulterluxation, d.h. die Schulter luxiert spontan bei alltäglichen Bewegungen oder gar im Schlaf. Das kann bei tendenziell überbeweglichen Gelenken der Fall sein. Oft renkt sich die Schulter dann von selbst wieder ein.

Diagnose

Besteht der Verdacht einer Schulterluxation wird zur Sicherung der Diagnose eine Röntgenuntersuchung durchgeführt. Im Falle einer Schulterluxation ist der Oberarmkopf im Röntgenbild außerhalb seiner Gelenkpfanne sichtbar. Zudem können durch diese Untersuchung auch andere knöcherne Verletzungen, z.B. eine begleitende Fraktur des Oberarms festgestellt werden. Häufig wird bei einer Luxation durch den Unfallmechanismus der hintere Anteil des Oberarmkopfes eingedrückt und es entsteht dort eine sogenannte Hill-Sachs-Delle, die ebenfalls auf dem Röntgenbild sichtbar wird.

Zusätzlich zur Röntgenuntersuchung wird eine Kernspinuntersuchung (MRT) durchgeführt. Diese kann weitere Hinweise auf eine begleitende Schädigung der Weichteile liefern, wie z.B. die Verletzung der Gelenklippe (Bankard-Läsion) oder der Gelenkkapsel. Ebenfalls kann durch die MRT-Untersuchung eine knöcherne Mitbeteiligung des Glenoid und die Hill-Sachs-Delle beurteilt werden. Auch eine mögliche Verletzung der Rotatorenmanschette wäre im MRT sichtbar.

Zudem ist manchmal eine Computertomographie (CT) notwendig, um eventuelle knöcherne Defekte oder individuelle, anatomische Besonderheiten genauer beurteilen zu können.

Die genaue Diagnostik und Auswertung der Befunde ist entscheidend, um das Risiko einer erneuten Luxation (Reluxation) zu minimieren.

Bei einer Schulterluxation sollte in einer ärztlichen Untersuchung unbedingt frühzeitig geprüft werden, ob es Hinweise auf eine Schädigung anderer Strukturen (Gefäße oder Nerven) gibt. Deshalb muss bei jeder Schulterluxation eine Testung der Durchblutung, der motorischen Fähigkeiten und der Sensibilität des Arms stattfinden.

Behandlung

Konservative Therapie:

Folgende konservative Therapien sind möglich:

  • Schulterreposition
  • Medikamentöse Therapie
  • Physiotherapie

Die akute traumatische Schulterluxation ist ein Notfall und muss, wie auch jede Reluxation, sofort behandelt werden. Der Oberarmkopf muss dabei innerhalb von 6 Stunden wieder in die Gelenkpfanne eingerenkt werden (Reposition). Meistens benötigt man hierfür eine kurze Narkose. Es existieren unterschiedliche Repositionsmanöver, beispielsweise die Reposition nach Stimson. Dabei liegt die zu behandelnde Person auf dem Bauch, der betroffene Arm hängt von der Liege herab. Nun kann durch einen Zug am Arm, entweder durch ein am Arm befestigtes Gewicht oder durch den/die Arzt/Ärztin selbst, der Oberarmkopf in die Gelenkpfanne reponiert werden.

Bleibt die Schulterluxation unbehandelt, besteht die Gefahr von bleibenden Nerven- und Gefäßschädigungen.

Nach erfolgreicher Reposition der Schulter wird der Arm in einer Schlinge ruhiggestellt. Zur Schmerzreduktion können Schmerzmittel aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) angewendet werden. Im Anschluss an die Reposition muss eine weiterführende, bildgebende Diagnostik durchgeführt werden, um begleitende weichteilige und/oder knöcherne Verletzungen zu beurteilen. Hierzu eignet sich besonders gut die Röntgen- und Kernspin-Bildgebung (s.o.)

Das weitere Vorgehen ist nun abhängig von verschiedenen Faktoren. Hier kommt es z.B. auf die Ursache der Verletzung (traumatisch oder habituell) oder auf das Alter und den Funktionsanspruch der Patient/-innen an. Auch das Ausmaß der weichteiligen oder knöchernen Begleitverletzung spielt hier eine Rolle.

Bei älteren Personen, die einen geringeren funktionellen Anspruch an die Armbeweglichkeit haben oder wenn keine begleitenden weichteiligen oder knöchernen Begleitverletzungen vorliegen, kann eine konservative Therapie sehr erfolgreich sein. Dabei sollte zeitnah mit einer intensiven, physiotherapeutischen Therapie, die zum Ziel hat, das Schultergelenk muskulär (Rotatorenmanschette) zu stabilisieren, begonnen werden.

Sollte anlagebedingt eine Schulterinstabilität durch z. B. überbewegliche Gelenke vorliegen, die zu immer wiederkehrenden Schulterluxationen führt, sollte auch in diesem Fall eine konsequente physiotherapeutische Behandlung zur Verhinderung erneuter Luxationen durchgeführt werden.

Operation:

Die Indikation für eine Operation wird von unseren Ärzten dann gestellt, wenn entweder die Gefahr einer erneuten großen Luxation besteht oder bei der Luxation weichteilige oder knöcherne Begleitverletzungen entstanden sind. Auch bei ausbleibendem Therapieerfolg trotz intensiver, physiotherapeutischer Maßnahmen wird zu einer Operation geratenen. Hier kann eine operative Stabilisierung, meist mittels einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie) zum Einsatz kommen. Dabei werden die geschädigten knöchernen Strukturen rekonstruiert und ein möglichst optimales Spannungsverhältnis der Weichteile (Labrum) wiederhergestellt. Bei erhöhtem Risiko einer Reluxation kann unter Umständen auch eine offene Stabilisierung mittels knöcherner und weichteiliger Rekonstruktion, zum Beispiel Operation nach Latarjet, notwendig werden.

Arthroskopische OP auf einen Blick:

  • Operationszeit: 60-90 min
  • Narkose: Vollnarkose
  • Klinikaufenthalt: stationär
  • Arbeitsfähig: nach 6 Wochen
  • Return to sports (RTS): nach 6 Monaten

Nachbehandlung

Nach der OP sollte die Schulter für die ersten 3-6 Wochen in einer Schlinge ruhiggestellt werden. Die physiotherapeutische Behandlung sollte bereits am ersten Tag nach der Operation begonnen werden.

FAQs

Handelt es sich um eine akute Luxation, müssen Sie sofort die Notfallambulanz einer Klinik aufsuchen. Bei starken Schmerzen kann u.U. auch die Verständigung des Rettungsdienstes notwendig sein.

Im Anschluss bieten wir die weiterführende Diagnostik zur Klärung des weiteren Therapieregimes an. Wir bieten sowohl die konservative Therapie, als auch eine operative Stabilisierungsoperation nach Luxation an. Wir beraten Sie dazu gerne.

Sollten Sie noch weitere Fragen haben oder einen Termin bei uns vereinbaren wollen, zögern Sie nicht uns unter der Telefonnummer 0761 7077300, per Email info@orthozentrum-freiburg.de oder über unser Kontaktformular zu kontaktieren. Gerne können Sie auch persönlich bei uns in der Heinrich-von-Stephan-Straße 8 in Freiburg vorbeikommen. Gerne können Sie auch über die Online-Plattform www.doctolib.de oder über die Doctolib App einen Termin buchen.

dr dan potthoff
  • Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie
  • Künstlicher Gelenkersatz an Knie– und Hüftgelenken
  • Knorpelchirurgie
  • Arthroskopische Chirurgie
  • Gelenkverschleiß (Arthrose), Sportverletzungen
  • Konservative Orthopädie