Anatomie & Funktion

Das Schultergelenk wird aus dem Oberarmkopf (Humerus) und der Gelenkpfanne, die Teil des Schulterblatts (Scapula) ist, gebildet. Stabilisiert wird dieses Gelenk durch 4 Muskeln, die sogenannte Rotatorenmanschette. Diese Muskeln liegen auf der Vorder-und Rückseite des Schulterblatts (Scapula) und umgeben den Oberarmkopf: Musculus supraspinatus, Musculus infraspinatus, Musculus teres minor und Musculus subscapularis.

Die Kalkschulter (Tendinitis calcarea) bezeichnet eine schmerzhafte, entzündliche Erkrankung der Schulter, die durch Kalkablagerungen in den Sehnen der Rotatorenmanschette zustande kommt. Am häufigsten von diesen Kalkablagerungen betroffen ist die Ansatzsehne des Musculus supraspinatus (Supraspinatussehne).

Die Tendinitis calcarea ist ein Teil eines Symptomkomplexes, des sogenannten Subakromialen Schmerzsyndroms (SAPS). Das Subakromialsyndrom fasst mehrere Erkrankungen des Subakromialraumes zusammen. Hierzu gehört die Tendinosis/Tendinitis calcarea mit Kalkablagerungen in den Sehnen, das Impingementsyndrom mit Einklemmung von Weichteilstrukturen unter dem Schulterdach (Akromion) im Subakromialraum oder auch eine sogenannte Schleimbeutelentzündung (Bursitis subacromialis).

Symptome & Beschwerden

Anzeichen für eine Kalkschulter können sein:

  • Bewegungseinschränkung in der betroffenen Schulter
  • Bewegungsabhängige Schmerzen, auch in Ruhe und nachts
  • Entzündungszeichen (Überwärmung, Schwellung, Rötung der Schulterregion)

Bei der Kalkschulter kann das Spektrum der Beschwerden von gar keinen Schmerzen (Tendinosis calcarea) bis hin zu sehr starken Schmerzen (Tendinitis calcarea) reichen.

Das Hauptsymptom dieses Krankheitsbildes sind Schmerzen in der betroffenen Schulter, die durch Bewegungen des Armes, insbesondere durch das Anheben des Arms, verstärkt werden. Ursächlich für diese Schmerzen sind Kalkablagerungen in der Sehne, die zu einem erhöhten Druck in diesem Gewebe führen.

Die Ansatzsehne des M. Supraspinatus ist die am häufigsten von Kalkablagerungen betroffene Sehne der Rotatorenmanschette. Dadurch, dass die Supraspinatussehne in einem engen Raum unter dem Schulterdach (Akromion) verläuft, führen Kalkablagerungen in dieser Sehne bei jeder Bewegung des Arms zu einer schmerzhaften Einklemmung der Sehne (Impingement). Dies führt zu einer deutlich eingeschränkten Beweglichkeit im betroffenen Schultergelenk.

In weiter fortgeschrittenen Stadien bestehen die Schulterschmerzen auch in Ruhe und nachts.

Entzündet sich im weiteren Verlauf die Sehne (Tendinitis) können zusätzlich zu den Schmerzen typische Entzündungszeichen, wie Überwärmung, Schwellung und Rötung der Schultergelenk-Region sichtbar werden.

Wenn die Entzündung dieser Sehne auch auf den benachbarten Schleimbeutel (Bursa subacromialis) übergreift, kann sich auch dieser entzünden (Bursitis). Die Schmerzen sind dann häufig so stark, dass es zu einer sogenannten Pseudoparalyse (Bewegungsminderung) des Armes kommt: Der Arm kann aus eigener Kraft vor Schmerzen praktisch nicht mehr bewegt werden. Auch jegliche passive Bewegung führt zu heftigen Schmerzschüben.

Ursachen

Ursachen für eine Kalkschulter sind u.a.:

  • Ungeklärt

Die genauen Ursachen der Kalkschulter sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass eine Minderdurchblutung im Bereich der Rotatorenmanschetten-Ansatzsehnen zu einem Umbau der normalen Sehnenzellen  in Kalk-produzierende Zellen begünstigt.

Diagnose

Unsere Schulterspezialisten werden Sie in einem ausführlichen Gespräch bezüglich Ihrer Beschwerden befragen. Danach wird eine funktionelle Untersuchung der betroffenen Schulter stattfinden, in der die Beweglichkeit geprüft wird.

Um die Kalkschulter von anderen schmerzhaften Erkrankungen des Schultergelenks zu differenzieren, empfiehlt sich eine weitere bildgebende Diagnostik, wie eine Röntgen- oder Kernspinuntersuchung (MRT). Im Röntgenbild können die Kalkablagerungen in der Muskulatur sichtbar werden, die MRT Untersuchung liefert Hinweise auf eine Entzündung der Sehne oder des Schleimbeutels.

Behandlung

Konservative Therapie

Folgende konservative Therapien sind möglich:

  • Physikalische Maßnahmen: Kälte (Kühlpads), Elektrotherapie TENS
  • Medikamentöse Therapie: Schmerzmittel, Injektionen
  • Stoßwellenbehandlung
  • Needling

In den meisten Fällen kann mittels der konservativen Therapie eine zufriedenstellende Besserung erzielt werden. Bei starken Schmerzen und/oder akuten Entzündungen des Schultergelenks kann Kälte in Form von Kühlpads eine Schmerzlinderung bringen. Wichtig dabei ist, dass das Kühlpad nicht direkt auf die Haut gelegt, sondern mit einem Küchenhandtuch umwickelt wird. Akute Entzündungen können anhand typischer Entzündungszeichen erkannt werden: Die Schulter ist gerötet und angeschwollen, die Haut über dem Gelenk fühlt sich warm an und die Schmerzen im Schultergelenk sind deutlich stärker als sonst.

Medikamente aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) führen nicht nur zur Schmerzreduktion, sondern auch zu einer Hemmung der Entzündungsreaktion. Bei starken Schmerzen, die durch diese Schmerzmittel nicht ausreichend gelindert werden können, ist es möglich, gezielt unter das Schulterdach (Akromion) ein Schmerzmittel zu injizieren.

Die Stoßwellentherapie wurde ursprünglich für die Behandlung von Nierensteinen eingesetzt. Dabei sollen die Ultraschallwellen zu einer „Zertrümmerung“ der Nierensteine führen. Mittlerweile werden Stoßwellen aber auch in der Behandlung mehrerer Schultererkrankungen erfolgreich eingesetzt. Im Falle einer Kalkschulter kann die Stoßwellentherapie zu einem schnelleren Abtransport der Kalkherde führen. Die durch die Stoßwellen herbeigeführte Entzündungshemmung soll dabei zu einer Auflösung des Kalkdepots führen.

Beim Needling wird die Schulterregion lokal betäubt, der Kalkherd wird dann mittels einer Spritze zerkleinert und anschließend ausgespült.

Operation

Bei der Operation wird mittels einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie) der Kalkherd weitestgehend entfernt. Dabei wird über mehrere kleine Schnitte an der Schulter eine Kamera mit Lichtquelle und ein Arbeitsinstrument in das Gelenk eingeführt. Dies ermöglicht eine genaue Beurteilung des Schultergelenks und gleichzeitig die Durchführung der Kalkentfernung. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Kalk mittels dieser Operation entfernt werden kann, ist sehr hoch. Zudem können bei der Operation Begleiterkrankungen des Schultergelenks, aber auch eventuelle Sehnendefekte mitbehandelt werden.

OP auf einen Blick:

  • Operationszeit: 60-90min
  • Narkose: Vollnarkose
  • Klinikaufenthalt: ambulant oder stationär
  • Arbeitsfähig: nach ca. 4-6 Wochen, je nach Ausmaß der Operation
  • Return to sports (RTS): nach 10-12 Wochen

Nachbehandlung

Unmittelbar nach der operativen Entfernung der Kalkablagerungen kann die Schulter bei Schmerzfreiheit uneingeschränkt bewegt werden. Sollte eine Sehnenmitbehandlung notwendig sein, erfolgt ggf. die Ruhigstellung für 4-6 Wochen in einem Abduktionskissen.

Nach der Operation sollte zeitnah mit einer physiotherapeutischen Nachbehandlung begonnen werden. Dabei steht vor allem die freie Beweglichkeit des Schultergelenks, sowie die Dehnung und Kräftigung der Rotatorenmanschetten-Muskulatur im Vordergrund.

FAQs

Zuhause können Sie zur Linderung der Schmerzen ein Kühlpad auf die betroffene Schulter auflegen. Achten Sie darauf, dass Sie das Kühlpad vorher in ein Küchenhandtuch einwickeln und es nicht direkt auf die Haut legen. Zudem können Sie Schmerzmittel aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) einnehmen.

Wir bieten alle konservativen Therapien, wie Verordnung von Schmerzmitteln, Injektionstherapien mit Kortison, Stoßwellentherapie, Elektrotherapie (TENS) oder eine operative Maßnahme an.

Bei 70 % der Patienten verschwinden die Kalkablagerungen auch ohne Therapie wieder. Andernfalls kann mittels der heutigen Therapiemöglichkeiten eine sehr gute Heilungsrate erzielt werden.

Ein Rezidiv, d.h. ein Wiederauftreten der Kalkschulter, ist sehr selten.

Sollten Sie noch weitere Fragen haben oder einen Termin bei uns vereinbaren wollen, zögern Sie nicht uns unter der Telefonnummer 0761 7077300, per Email info@orthozentrum-freiburg.de oder über unser Kontaktformular zu kontaktieren. Gerne können Sie auch über die Online-Plattform www.doctolib.de oder über die Doctolib App einen Termin buchen.

dr dan potthoff
  • Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie
  • Künstlicher Gelenkersatz an Knie– und Hüftgelenken
  • Knorpelchirurgie
  • Arthroskopische Chirurgie
  • Gelenkverschleiß (Arthrose), Sportverletzungen
  • Konservative Orthopädie