Anatomie & Funktion

Das Impingement-Syndrom, auch Engpass-Syndrom der Schulter genannt, bezeichnet eine Einklemmung von Sehnen oder anderen Weichteilstrukturen unter dem Schulterdach (Akromion).

Die Einklemmung (Impingement) ist nur ein Teil eines Symptomkomplexes, des Subakromialen Schmerzsyndroms (SAPS). Das Subakromialsyndrom fasst mehrere Erkrankungen des Subakromialraumes zusammen. Hierzu gehört auch die Tendinosis/Tendinitis calcarea mit Kalkablagerungen in den Sehnen oder auch eine Schleimbeutelentzündung (Bursitis subacromialis).
Ursächlich dafür sind Fehlhaltungen oder muskuläre Dysbalancen. Aber auch bestimmte anatomische Gegebenheiten (Formveränderungen des Schulterdachs oder knöcherne Anbauten) können zu einem Impingement führen. Die dadurch ausgelösten, dauerhaften mechanischen Irritationen können zu einer entzündlichen Reizung der unter dem Schulterdach verlaufenden Sehnen und zu einer Entzündung des Schleimbeutels (Bursitis) führen. Dies kommt durch eine Verengung des Raumes zwischen dem Oberarmkopf und dem Schulterdach, dem subakromialen Raum, zustande. Das Gleiten dieser Strukturen unter dem Schulterdach wird erschwert. In der Folge treten Bewegungseinschränkungen und Schmerzen in der Schulter auf. Auf Dauer kann es zusätzlich zu Rissbildungen in den Sehnen kommen.

Das Schultergelenk ist ein komplexes System bestehend aus Knochen, Bändern, Schleimbeuteln und Sehnen und wird von dem Oberarmkopf (Humeruskopf) und der Pfanne, die Teil des Schulterblatts (Scapula) ist, gebildet. Umgeben wird das Schultergelenk von einer Kapsel. Über diesem Gelenk liegt das Schulterdach (Akromion). Der Oberarmkopf ist im Verhältnis zu seiner Gelenkpfanne überdurchschnittlich groß, was zu einem großen Bewegungsumfang in der Schulter aber auch zu einer gewissen Anfälligkeit für eine Instabilität führt. Dadurch ist das Schultergelenk prädestiniert für Verletzungen, wie z.B. eine Schulterluxation.
Das Schultergelenk wird durch 4 Muskeln stabilisiert, die zusammen die sogenannte Rotatorenmanschette bilden. Die Supraspinatussehne läuft dabei genau zwischen dem Oberarmkopf und dem Schulterdach hindurch, sodass diese Sehne häufig bei einem Impingement-Syndrom betroffen ist. Des Weiteren liegt in dem Raum zwischen Oberarmkopf und dem Schulterdach ein Schleimbeutel (Bursa), der bei einer Einklemmung ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen werden kann.

Symptome & Beschwerden

Anzeichen für ein Impingement-Syndrom können sein:

  • Schmerzen beim seitlichen Anheben des Arms
  • Schmerzen bei Überkopfbewegungen
  • Einschränkung der Beweglichkeit der Schulter
  • Schmerzen bei Druck auf das Schultergelenk
  • Nächtliche Schmerzen beim Liegen auf der betroffenen Schulter

Bei einem Impingement-Syndrom kommt es durch die Einklemmung von Sehnen vor allem bei bestimmten Bewegungen des Arms zu Schmerzen. Dabei stehen das seitliche Anheben des Arms und Überkopfbewegungen im Vordergrund.

Je nach Dauer und Schwere der Erkrankung kann eine ausgeprägte Bewegungseinschränkung vorliegen.

Im Extremfall kann es durch die Reizung und Degeneration der Sehnen der Rotatorenmanschette zu einem Riss in dieser Muskelgruppe (Rotatorenmanschettenläsion) kommen. Bei den oben genannten Symptomen ist deshalb eine sorgfältige Abklärung von großer Bedeutung, sodass frühzeitig eine gezielte Therapie begonnen werden kann und weitere Komplikationen verhindert werden können.

Ursachen

Ursachen für ein Impingement-Syndrom sind u.a.:

  • Überbelastung der Schulter
  • Gestörter Bewegungsablauf bei Fehlhaltungen/Muskel-Dysbalancen
  • Angeborene anatomische Besonderheiten des Schulterdachs
  • Kalkschulter (Tendinitis calcarea)
  • Sehnenentzündung (Tendinitis) der Supraspinatussehne, Entzündung des Schleimbeutels (Bursitis)

Das Impingement-Syndrom kann durch zahlreiche Faktoren ausgelöst werden. Eine der Hauptursachen ist die Überbelastung der Schulter. Das trifft vor allem bei Personengruppen zu, die viel Überkopfbewegungen durchführen, wie zum Beispiel Maler/-innen oder Volleyballspieler/-innen.

Auch angeborene strukturelle Besonderheiten des Schulterdachs können ursächlich für ein Impingement-Syndrom sein. So kann zum Beispiel das Schulterdach (Akromion) hakenförmig geformt sein und somit zu einer mechanischen Einengung der Supraspinatussehne unter dem Schulterdach führen.

Im Rahmen einer Kalkschulter (Tendinitis calcarea) kommt es zu Kalkeinlagerungen im Bereich der Supraspinatussehne. Diese können sowohl eine Entzündung der Sehne (Tendinitis), als auch eine Entzündung des Schleimbeutels (Bursitis) hervorrufen, was wiederum zu einer Enge im subakromialen Raum führt.

Diagnose

In einem persönlichen Gespräch mit unseren Ärzten werden Ihre genauen Beschwerden erfragt. Dazu gehören unter anderem der zeitliche Verlauf, die Lokalisation und die Stärke der Beschwerden.

Unsere Ärzte können im Anschluss den Verdacht auf ein Impingement-Syndrom der Schulter mittels einer funktionellen Untersuchung erhärten. Hierbei ist vor allem der sogenannte „Painful Arc“ zu erwähnen: Beim seitlichen Anheben des Armes kommt es vor allem in einem Winkel zwischen 60 und 120° zum Auftritt von Schmerzen. Auch wird die Schulter auf alle weiteren Beweglichkeiten überprüft.

Eine Bildgebung, z.B. in Form einer Ultraschalluntersuchung, eines Röntgen oder eines MRT, liefert weitere Hinweise auf ein Impingement. Dabei kann der Ultraschall verdickte Schleimbeutel zeigen, was auf einen Entzündungsprozess hindeutet. Im Röntgenbild kann eine Verengung des subakromialen Raums oder die Impingement-begünstigende anatomische Form des Akromions zu sehen sein. Das MRT hat den Vorteil, dass die Muskulatur und ihre Sehnen besser dargestellt werden und Entzündungen bzw. Rissbildungen der Sehnen frühzeitig entdeckt werden können.

Behandlung

Konservative Therapie

Kann ein Riss im Bereich der Sehnen (Rotatorenmanschette) ausgeschlossen werden, ist meist ein konservativer Therapieansatz gerechtfertigt.

Folgende konservative Therapien sind möglich:

  • Schonung der Schulter: Vermeiden von Überkopfbewegungen
  • Physikalische Maßnahmen: Kälte (Kühlpads)
  • Medikamentöse Therapie: Schmerzmittel, Injektion von Kortison unter das Schulterdach, Injektion von Thrombozytenreichem Plasma
  • Physiotherapie: Stärkung der Muskeln der Rotatorenmanschette
  • Stoßwellenbehandlung, z.B. im Falle einer Kalkschulter

Sollte bei Ihnen ein Impingement-Syndrom festgestellt worden sein, sollte die Behandlung möglichst früh begonnen werden. Es existieren verschiedenen Therapieansätze. Die Wahl der Therapie hängt dabei von vielen Faktoren wie z.B. Ihrem Alter oder der sportlichen Betätigung im Alltag ab.

In den meisten Fällen kann mittels der konservativen Therapie eine zufriedenstellende Besserung erzielt werden. Dabei sollten die Patienten/-innen schmerzauslösende Bewegungen, wie Überkopfarbeiten möglichst vermeiden. Bei akuten Schmerzen können Kühlpads Linderung schaffen.

Medikamente aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) führen nicht nur zur Schmerzreduktion, sondern auch zu einer Hemmung der Entzündungsreaktion. Bei starken Schmerzen, die mit diesen Mitteln nicht ausreichend behandelt werden können, ist es möglich, unter das Schulterdach (Akromion) Kortison zu injizieren. Bei akuten Überlastungen und Sehnenschädigungen kann eine Infiltrationstherapie mit Thrombozytenreichem Plasma hilfreich sein. Zudem können unsere Ärzte Ihnen bei Bedarf Physiotherapie verordnen. Ziel der Physiotherapie ist es, die Muskeln der Rotatorenmanschette, die das Schultergelenk stabilisieren und somit den subakromialen Raum vergrößern, zu kräftigen.

Sollte dem Impingement-Syndrom eine Kalkschulter (Tendinitis calcarea) zugrunde liegen, kann eine Stoßwellentherapie zur Behandlung angewendet werden. Dabei sorgen Ultraschallwellen, die lokalisiert am Schultergelenk zum Einsatz kommen, für einen schnelleren Abtransport der Kalkherde.

Operation

Bei ausbleibender Besserung trotz dieser konservativen Maßnahmen, bzw. bei ausgeprägten anatomischen Veränderungen des Schulterdachs (Akromion) kann der Engpass zuverlässig mit modernen arthroskopischen Operationsmethoden (Schlüssellochtechnik) beseitigt werden.

Das OP-Verfahren wird als subakromiale Dekompression bzw. Akromioplastik bezeichnet und wird meist minimal-invasiv mittels einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie) durchgeführt. Dabei werden Teile des Schulterdachs und gegebenenfalls Weichteile abgetragen, um die Enge unter dem Schulterdach zu reduzieren und um so für eine Entlastung der Supraspinatussehne oder des Schleimbeutels zu sorgen. Unsere erfahrenen Schulterspezialisten führen diese Operation durch und beraten Sie gerne.

Alles auf einen Blick:

  • Operationszeit: 60 min
  • Narkose: Vollnarkose
  • Klinikaufenthalt: ambulant, ggf. stationär
  • Arbeitsfähig: nach ca. 4-6 Wochen
  • Return to sports (RTS): nach ca. 12 Wochen, je nach Sportart

Nachbehandlung

Nach der OP sollte mit gezielter Physiotherapie zur Vorbeugung von Verwachsungen im OP-Bereich und zum Muskelaufbau begonnen werden.
Überkopfarbeiten sollten postoperativ frühestens nach 6 Wochen, schwere Belastungen des Arms nicht vor 12 Wochen durchgeführt werden.

FAQs

Zuhause können Sie ein Kühlpad auf die Schulter zur Besserung der Schmerzen auflegen. Achten Sie darauf, dass Sie das Kühlpad vorher in ein Küchenhandtuch einwickeln und es nicht direkt auf die Haut legen. Zudem sollten Sie Ihre Schulter schonen und Überkopfbewegungen vermeiden.

Darüber hinaus können Sie bestimmte Übungen durchführen, um die Muskeln, die die Schulter stabilisieren (Rotatorenmanschette) und somit einem Impingement entgegenwirken, zu stärken. Dabei ist die Verwendung eines Fitness-Bands hilfreich.

  • Um die Innenrotation der Schulter zu trainieren, befestigen Sie das Fitness-Band auf Höhe des Ellenbogens (z.B. an einer Türklinke). Sie stehen seitlich zur Tür und greifen das Band mit der näher gelegenen Hand. Der Ellenbogen ist 90° gebeugt und liegt seitlich am Körper an. Ziehen Sie das Fitness-Band nun mit einer Drehbewegung zu Ihrem Bauch. Wiederholen Sie die Übung.
  • Für das Training der Außenrotation der Schulter bleibt der Aufbau gleich. Sie benutzen lediglich die andere Hand und führen das Fitness-Band mit einer Drehbewegung von Ihrem Bauch weg.
  • Alternativ können Sie das Fitness-Band bei 90° gebeugten Ellenbogen mit beiden Händen halten und versuchen, die Hände wiederholt gegen den Widerstand des Bandes nach außen zu bewegen.

Je früher Sie mit der Therapie beginnen, desto besser ist die Prognose. Grundsätzlich kann in den meisten Fällen mithilfe der konservativen Therapie ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt werden. Erst wenn die konservative Therapie über einen Zeitraum von mindestens 3-6 Monaten nicht zum Erfolg führt, wird Ihnen zu einer Operation geraten.

Bleibt das Impingement-Syndrom über längere Zeit unbehandelt, kann es zu Komplikationen kommen. Dazu gehört unter anderem eine Rotatorenmanschettenläsion oder eine Schultersteife.

Sollten Sie noch weitere Fragen haben oder einen Termin bei uns vereinbaren wollen, zögern Sie nicht uns unter der Telefonnummer 0761 7077300, per E-Mail info@orthozentrum-freiburg.de oder über unser Kontaktformular zu kontaktieren. Gerne können Sie auch über die Online-Plattform www.doctolib.de oder über die Doctolib App einen Termin buchen.

dr dan potthoff
  • Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie
  • Künstlicher Gelenkersatz an Knie– und Hüftgelenken
  • Knorpelchirurgie
  • Arthroskopische Chirurgie
  • Gelenkverschleiß (Arthrose), Sportverletzungen
  • Konservative Orthopädie