Anatomie & Funktion

Muskel- und Sehnenverletzungen zählen zu den häufigsten Sportverletzungen: Im Profi-Fußball machen sie fast ein Drittel aller Verletzungen aus. Am häufigsten ist die Oberschenkelmuskulatur, insbesondere der Beinbeuger, betroffen.

Muskel- und Sehnenverletzungen können in unterschiedliche Schweregrade eingeteilt werden:

  • Muskelkater: Rund 24 bis 48 Stunden nach einer intensiven oder neuartigen Belastung treten, bedingt durch Mikroverletzungen, Schmerzen in der Muskulatur auf. Dabei handelt es sich um eine völlig harmlose Reaktion des Körpers, die keine Therapie erfordert und von akuten Muskel- und Sehnenverletzungen abzugrenzen ist. Mithilfe von Wärmebehandlungen und leichter Bewegung können die Beschwerden gelindert werden.
  • Muskelzerrung: Eine Muskelzerrung stellt eine Überdehnung eines Muskels dar, die plötzlich einsetzende Schmerzen verursacht.
  • Muskelfaserriss: Muskeln bestehen aus Muskelfasern, die in Muskelfaserbündel zusammengefasst werden. Wie der Name bereits verrät, kommt es bei einem Muskelfaserriss zu einem Einreißen von Muskelfasern. Im Rahmen von milden Formen sind lediglich einzelne Muskelfasern gerissen, wohingegen bei schwereren Formen mehrere Muskelfaserbündel oder sogar der gesamte Muskel gerissen sein können. Ein vollständiger Muskelriss stellt die Maximalform eines Muskelfaserrisses dar.
  • Sehnenriss: Sehnen verbinden die Muskeln mit den Knochen und ermöglichen somit die Übertragung der Kraft auf das Skelett. Sehnen, die am häufigsten von einer Ruptur betroffen sind, sind beispielsweise die Quadrizeps-, Patella- und die Achillessehne.

Symptome & Beschwerden

Anzeichen für eine akute Muskel- und Sehnenverletzung können sein:

  • Plötzliche Schmerzen, Schwellungen
  • Muskelzerrung: Muskelverhärtung, keine Bewegungseinschränkung
  • Muskelfaserriss: Bluterguss, tastbare Lücke/ Delle, Bewegungseinschränkung
  • Sehnenriss: Bewegungseinschränkung, ggf. lauter Knall

Alle akuten Muskel- und Sehnenverletzungen haben gemeinsam, dass es sich im Gegensatz zu den verzögert einsetzenden Schmerzen im Rahmen eines Muskelkaters um plötzlich einsetzende, starke Schmerzenhandelt, die sowohl beim Anspannen und Dehnen des Muskels als auch bei Druck auf die betroffene Stelle auftreten können. Zudem kann es zu einer Schwellung des betroffenen Bereichs kommen.

Muskelzerrungen sind durch krampfartige Schmerzen charakterisiert, die oft durch eine Verhärtung des betroffenen Muskels begleitet werden. Der Tatsache, dass es nicht zum Einreißen von Muskelfasern kam, ist geschuldet, dass in der Regel keine Bewegungseinschränkungen beobachtet werden. Gegebenenfalls können im Verlauf jedoch schmerzbedingte Bewegungseinschränkungen auftreten.

Bei Muskelfaserrissen führt das Einreißen von Muskelgewebe zu Einblutungen in das Muskelgewebe. Je nach Lokalisation der Verletzung kann eine Lücke im Muskelverlauf getastet werden. Die Bewegungseinschränkungen können abhängig vom Schweregrad der Verletzung von leichten Bewegungseinschränkungen bis hin zum vollständigen Funktionsverlust des Muskels reichen, zum Beispiel eine unvollständige Beinstreckung bei einem Muskelfaserriss des M. Quadriceps (Beinstrecker).

Ein Sehnenriss ist ebenfalls mit plötzlichen Schmerzen und einer Bewegungseinschränkung verbunden. Gegebenenfalls ist während des Unfalls ein lauter Knall hörbar.

Ursachen

Ursachen für eine Muskel- und Sehnenverletzung sind u.a.:

  • Überlastung bei maximaler Anspannung des Muskels
  • Direktes Anpralltrauma
  • Risikofaktoren: unzureichend Aufwärmen und Dehnen, Vorschädigung des Muskels bzw. der Sehne, übermäßige Trainingsintensität

Allgemein entstehen Muskel- und Sehnenverletzungen insbesondere bei einer Überlastung des Muskels bei gleichzeitiger maximaler Anspannung. Dieses Verletzungsmuster kommt häufig bei Fußballern vor, da die Beinmuskulatur stark beansprucht wird und die plötzlichen Richtungsänderungen zu einer zusätzlichen Belastung führen.

Andere Unfallmechanismen sind direkte Anpralltraumata, zum Beispiel durch das Aufprallen eines Puks auf den Oberschenkelmuskels beim Eishockeyspielen oder einen direkten Tritt oder Schlag gegen den Muskel.

Risikofaktoren, die akute Muskel- und Sehnenverletzungen begünstigen, sind u.a. unzureichendes Aufwärmen und Dehnen vor und nach dem Training. Auch alters- oder unfallbedingte Vorschädigungen von Muskeln bzw. Sehnen erhöhen das Verletzungsrisiko. Zudem sollte die Trainingsintensität nur schrittweise gesteigert werden und ausreichend lange Regenerationszeiten eingehalten werden.

Diagnose

Im Rahmen von Muskel- und Sehnenverletzungen ist sowohl eine unverzügliche Diagnostik als auch Behandlung entscheidend, um Folgeschäden zu verhindern.

Unser zertifizierter Sportarzt Dr. med. Tarek Schlehuber wird Ihnen in einem ausführlichen Gespräch Fragen bezüglich Ihrer Beschwerden stellen (Anamnese). Anschließend findet eine körperliche Untersuchung statt, in der der betroffene Bereich abgetastet und die Beweglichkeit geprüft wird.

Zur weiteren Abklärung kommt eine Ultraschalluntersuchung zum Einsatz, um das Ausmaß und die Art der Verletzung zu bestimmen. Im Falle von Muskelzerrungen zeigt sich dabei intaktes Muskelgewebe, bei Muskelfaserrissen dagegen eine Unterbrechung der Kontinuität im Muskelverlauf. Eine Kernspinuntersuchung (MRT) kann bei ausgedehnten Verletzungen in Erwägung gezogen werden.

Behandlung

Konservative Therapie:

Folgende konservative Therapien sind möglich:

  • Initialtherapie:
    • PECH-Regel:
      • Pause: Schonung, Entlastung
      • Eis: Kühlpads
      • Compression: Druckverband mittels elastischer Binde
      • Hochlagern
    • Schmerzmittel
  • Folgetherapie:

Die sogenannte PECH-Regel (Pause, Eis, Kompression, Hochlagern) kommt als initiale Therapie nach Muskel- und Sehnenverletzungen zum Einsatz. Die betroffene Körperpartie muss direkt ruhiggestellt und geschont werden. Je nach Schweregrad der Verletzung kann der Zeitraum der Ruhigstellung von einigen Tagen bis hin zu einigen Wochen reichen. Zudem sollte eine Kühlung erfolgen, um die Schwellung zu reduzieren und Schmerzen zu mindern. Dies können Sie mithilfe eines Kühlpads, umwickelt mit einem Küchenhandtuch, erreichen. Die Kompression der Körperpartie kann mittels einer elastischen Binde durchgeführt werden und soll etwaige Blutungen reduzieren. Zusätzlich wird durch das Hochlagern der betroffenen Extremität der Rückfluss des Blutes erleichtert.

Zur Schmerzreduktion können kurzfristig Schmerzmittel aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) eingenommen werden.

Nach einer ausführlichen Diagnostik, in der der Schweregrad und die Art der Muskelverletzung bestimmt wurden, kann eine Folgetherapie eingeleitet werden. Diese besteht zumeist aus einer Sportpause, deren Dauer vom Ausmaß der Verletzung abhängt (meist 2-6 Wochen), und einer Physiotherapie. Bei ausbleibender Besserung können alternative Therapieansätze, wie eine Eigenblutbehandlung, in Erwägung gezogen werden.

Operation:

Eine vollständige Ruptur eines Muskels oder einer Sehne macht in der Regel eine Operation zur Kontinuitätswiederherstellung erforderlich. Hierzu kann die abgerissene Sehne mittels eines Knochenankers refixiert werden (Ankerrefixation) oder die beiden Enden des Muskels bzw. der Sehne direkt miteinander vernäht werden (direkte End-zu-End-Naht).

Weiterhin kann zusätzlich die Ausräumung eines entstandenen Blutergusses notwendig sein.

OP auf einen Blick:

  • Operationszeit: variiert
  • Narkose: Vollnarkose
  • Klinikaufenthalt: ambulant oder stationär
  • Arbeitsfähig: variiert
  • Return to sports (RTS): nach ca. 3 Monaten

Nachbehandlung

Allgemein sollte in den ersten Stunden nach der Operation eine Hochlagerung und Kühlung (z.B. mit einem Kühlpad) der betroffenen Extremität erfolgen. Bei Schmerzen können Schmerzmittel aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika eingenommen werden.

Zur Wundkontrolle sollte zeitnah nach der Operation, im Idealfall am ersten Tag, eine Wiedervorstellung bei dem/der zuständigen Arzt/Ärztin erfolgen. Ab dem 10. Tag können die Hautfäden gezogen werden.

In den ersten Wochen darf die jeweilige Extremität nur teilweise belastet werden. Für diese Zeit wird Ihnen Ihr Arzt oder Ihre Ärztin Thrombosespritzen verschreiben, die die Bildung von Blutgerinnseln (Thromben) verhindern. Diese Spritzen werden meist in der Nähe des Bauchnabels in das Unterhautfettgewebe injiziert.

Eine anschließende Physiotherapie dient dem Zweck der Mobilisation und der Kräftigung. Bis zur vollständigen Sportfähigkeit kann mit drei bis fünf Monaten gerechnet werden.

FAQs

In der Akutphase sollten Sie der sogenannten PECH-Regel folgen:

  • Pause: Entlasten und schonen Sie die betroffene Extremität.
  • Eis: Kühlen Sie die betroffene Stelle mithilfe eines Kühlpads.
  • Compression: Legen Sie mit einer elastischen Mullbinde einen Druckverband an.
  • Hochlagern: Die verletzte Extremität sollte sich über der Höhe Ihres Herzens befinden.

Zuhause können bei akuten Schmerzen kurzfristig Schmerzmittel aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) eingenommen werden. Stellen Sie sich unbedingt zeitnah bei einem Arzt oder einer Ärztin vor, da Muskel- und Sehnenverletzungen in ihrem Ausmaß oft unterschätzt werden und es ohne Therapie zu Folgeschäden kommen kann. Bei sehr starken Beschwerden können Sie sich in einer Notaufnahme vorstellen.

Achten Sie vor dem Training darauf, dass Sie sich ausreichend aufwärmen. Während dem Training sollten die Muskeln nicht auskühlen (z.B. mittels langer Kleidung) und die Belastungsintensität sollte nur schrittweise gesteigert werden. Vermeiden Sie Überlastungen, d.h. wenn Sie während dem Training merken, dass Ihre Muskeln müde werden, beenden Sie das Training. Weiterhin sollten Sie sich nach dem Training gründlich dehnen und eine ausreichend lange Regenerationszeit einhalten.

Sollten Sie noch weitere Fragen haben oder einen Termin bei uns vereinbaren wollen, zögern Sie nicht uns unter der Telefonnummer 0761 7077300, per E-Mail info@orthozentrum-freiburg.de oder über unser Kontaktformular zu kontaktieren. Gerne können Sie auch über die Online-Plattform www.doctolib.de oder über die Doctolib App einen Termin buchen.

dr tarek schlehuber

Spezialist für Sportorthopädie in Freiburg

Dr. med. Tarek Schlehuber

  • Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in Freiburg
  • Leitender Arzt Sportorthopädie Loretto Krankenhaus
  • Zertifizierter Kniechirurg der DKG
  • Zertifizierter Arthroskopeur der AGA
  • Sportarzt der GOTS
  • Manuelle Medizin / Chirotherapie
  • Mannschaftsarzt Bahlinger SC / Kooperationsarzt EHC