Anatomie & Funktion

Die Wirbelsäule besteht aus 24 Wirbelkörpern und kann in eine Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule eingeteilt werden. Die Hals- und die Lendenwirbelsäule sind natürlicherweise nach vorne, die Brustwirbelsäule nach hinten gekrümmt. Im Normalfall besteht keine seitliche Krümmung der Wirbelsäule.

Eine Skoliose bezeichnet eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule, gepaart mit einer Verdrehung der Wirbelkörper selbst. Schätzungsweise leiden etwas mehr als 2 % der Bevölkerung an dieser Erkrankung der Wirbelsäule. Am häufigsten sind Mädchen zwischen dem 10. und 14. Lebensjahr betroffen.

Abhängig von dem Alter der Betroffenen zum Zeitpunkt des Auftretens wird die Skoliose in verschiedene Formen eingeteilt, die sich in dem betroffenen Wirbelsäulenabschnitt, der Form (C-förmig, S-förmig) und in ihrer Prognose voneinander unterscheiden. Die Adoleszentenskoliose stellt dabei die häufigste Form dar.

  • Infantile Skoliose: 0-3 Jahre
  • Juvenile Skoliose: 4-10 Jahre
  • Adoleszentenskoliose: 10-16 Jahre

Skoliosen, die vor dem 10. Lebensjahr auftreten, werden alternativ auch als „Early-Onset-Skoliosen“ zusammengefasst.

Eine Säuglingsskoliose ist eine Sonderform, bei der es sich lediglich um eine Fehlhaltung und nicht um eine manifeste Fehlstellung der Wirbelsäule handelt. Sie tritt während den ersten Lebensmonaten auf und verschwindet in der Mehrzahl der Fälle von selbst wieder. Nur sehr selten findet ein Übergang in eine infantile Skoliose statt.

Symptome & Beschwerden

Anzeichen für eine Skoliose können sein:

  • Sichtbare Fehlhaltung der Wirbelsäule
  • In schweren Fällen ggf. Behinderung der Atmung

Je nach Schweregrad der Skoliose ist die seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule kaum bis deutlich sichtbar. Die Schultern der Betroffenen können unterschiedlich hoch sein, teilweise steht ein Schulterblatt hervor. Die Taillendreiecke wirken asymmetrisch und das Becken steht schief. Dies kann für die Patienten/-innen eine kosmetische Beeinträchtigung darstellen.

Stark ausgeprägte Skoliosen können durch eine unzureichende Ausdehnung der Lunge zu einer Behinderung der Atmung führen. Auch eine Belastung des Herzens ist durch den erhöhten Druck in der Lunge möglich.

Wichtig zu wissen ist, dass Rückenschmerzen nicht typisch für Skoliosen sind. Im Alter kann es jedoch zu deren gehäuften Auftreten kommen.

Ursachen

Ursachen für eine Skoliose sind u.a.:

  • strukturelle idiopathische Skoliose: unklar
  • Symptomatische Skoliose: z.B. durch Beinlängendifferenz, angeboren

Skoliosen werden je nach Ursache nochmals in idiopathische und symptomatische Formen eingeteilt. In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich um idiopathische Skoliosen, die während des Wachstums auftreten.

Idiopathische Skoliosen kann keine spezifische Ursache zugeordnet werden. Es wird jedoch vermutet, dass genetische Faktoren eine entscheidende Rolle spielen. Durch unterschiedlich schnelles Wachstum der vorderen und hinteren Wirbelkörperanteile kommt es zu der seitlichen Verkrümmung der Wirbelsäule und Verdrehung der Wirbelkörper.

Dagegen sind im Falle von symptomatischen Skoliosen die Ursachen bekannt, z.B. angeborene Fehlbildungen oder Beinlängendifferenzen.

Diagnose

Unser Spezialist für Kinderorthopädie Priv.-Doz. Dr. Pestka wird Sie und Ihr Kind in einem ausführlichen Gespräch zu den Beschwerden befragen. Dabei spielt vor allem eine Rolle, wann die Deformität der Wirbelsäule zum ersten Mal aufgefallen ist und ob körperliche Einschränkungen bestehen.

Im Anschluss wird in einer körperlichen Untersuchung die Wirbelsäule untersucht. Zuerst wird die Wirbelsäule des Kindes bzw. des Jugendlichen gründlich von allen Seiten inspiziert. Hierbei fallen unterschiedliche Höhen von Schultern und Beckenkämme und asymmetrische Taillendreiecke auf. Insbesondere die Beurteilung der Wirbelsäule beim Vornüberbeugen ist essenziell. Im Falle einer Skoliose lässt sich dabei typischerweise ein sogenannter Rippenberg, eine Vorwölbung der Rippen auf einer Seite der Wirbelsäule, und eine sogenannte Lendenwulst, eine Vorwölbung der Muskulatur auf der Gegenseite, sehen.

Zur Diagnosesicherung wird eine Röntgenaufnahme der gesamten Wirbelsäule durchgeführt. Im Röntgenbild kann der Kinderorthopäde das entscheidende Maß für den Schweregrad einer Skoliose, den sogenannte Cobb-Winkel, bestimmen und die Rotation der Wirbelkörper beurteilen.

Behandlung

Das Ziel der Therapie ist zum einen die Reduktion der bestehenden Krümmung und zum anderen das Aufhalten eines weiteren Fortschreitens. Die Wahl der Therapie hängt entscheidend von dem Schweregrad der Skoliose und dem Alter der Patienten/-innen ab. Die folgenden Therapien beziehen sich auf die Behandlung idiopathischer Skoliosen, symptomatische Skoliosen müssen je nach Ursache spezifisch behandelt werden.

Konservative Therapie:

Folgende konservative Therapien sind möglich:

  • Physiotherapie nach Schroth
  • Korsettbehandlung
  • Regelmäßige Kontrollen

Bei einem Cobb-Winkel unter 20° entscheiden sich Patienten/-innen und Ärzte/-innen meist für eine Physiotherapie nach Schroth. Diese Art der Physiotherapie wurde speziell für Skoliosepatienten entwickelt und soll das Aufrichten der Wirbelsäule mittels Kräftigungsübungen unterstützen.

Zwischen 20 und 40° Cobb-Winkel wird zusätzlich eine Korsettbehandlung empfohlen. Das Korsett wird individuell an den Körper angepasst und soll vor allem während dem pubertären Wachstum das Fortschreiten der Verkrümmung aufhalten. Allerdings muss das Korsett hierfür regelmäßig, am besten auch nachts, getragen werden.

Hinzu sind regelmäßige Kontrollen der Skoliose durch körperliche Untersuchungen und Röntgenaufnahmen ein entscheidender Therapiebaustein, um die Progression der Skoliose und den Erfolg bisheriger Therapiemaßnahmen zu beurteilen.

Operation:

Liegt der Cobb-Winkel über 40° und besteht eine Tendenz zum weiteren Fortschreiten der Wirbelsäulenverkrümmung, sollte eine Operation in Erwägung gezogen werden. Dabei soll die Wirbelsäule aufgerichtet und das Fortschreiten der Verkrümmung verhindert werden.

Die Operation bietet gute Langzeitergebnisse, allerdings bleibt sie nicht ohne Einschränkungen und Risiko. Da es sich um einen komplexen Eingriff handelt, sollte er von einem erfahrenen Wirbelsäulenchirurgen eines spezialisierten Skoliosezentrums durchgeführt werden. Eine gründliche und individuelle Aufklärung ist daher entscheidend. Unser Kinderorthopäde Priv.-Doz. Dr. Pestka berät Sie diesbezüglich gerne .

FAQs

Zum einen ist es wichtig, die physiotherapeutischen Übungen regelmäßig, am besten täglich, durchzuführen, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Zum anderen ist beim Tragen eines Korsetts die Dauer entscheidend. Allgemein werden 18 Stunden pro Tag empfohlen.

Je nach Form und Schweregrad der Skoliose unterscheidet sich die Prognose. In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich um leichte Skoliosen, bei denen keine spezifische Behandlung notwendig ist. Im Falle von mittelstark und stark ausgeprägten Skoliosen ist es entscheidend, mit einer Behandlung vor dem pubertären Wachstum zu beginnen, um das Fortschreiten möglichst aufzuhalten und somit die Prognose zu verbessern.

Sollten Sie noch weitere Fragen haben oder einen Termin bei uns vereinbaren wollen, zögern Sie nicht uns unter der Telefonnummer 0761 7077300, per E-Mail info@orthozentrum-freiburg.de oder über unser Kontaktformular zu kontaktieren. Gerne können Sie auch über die Online-Plattform www.doctolib.de oder über die Doctolib App einen Termin buchen.

dr jan m pestka

Spezialist für Kinderorthopädie in Freiburg

Priv.-Doz. Dr. med. Jan M. Pestka

  • Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in Freiburg
  • Osteologie
  • Minimal invasive/konservative Wirbelsäulentherapie