Anatomie & Funktion

Das Schultergelenk ist ein komplexes System bestehend aus Knochen, Bändern, Schleimbeuteln und Sehnen und wird von dem Oberarmkopf (Humeruskopf) und der Pfanne, die Teil des Schulterblatts (Scapula) ist, gebildet. Über diesem Gelenk liegt das Schulterdach (Akromion). Umgeben wird das Schultergelenk von einer Gelenkkapsel.

Die Gelenkkapsel des Schultergelenks besteht aus Bindegewebe und Bändern und kann im Rahmen von Entzündungsprozessen verdicken und an Elastizität verlieren. In Folge dessen kommt es im Schultergelenk zu starken Schmerzen und im weiteren Verlauf zu einer erheblichen Bewegungseinschränkung des betroffenen Arms in alle Bewegungsrichtungen. Ursächlich hierfür ist die Schrumpfung der Kapsel, welche als Frozen Shoulder bzw. Schultersteife bezeichnet wird.

Von einer Schultersteife sind 2-5 % der Bevölkerung (Frauen häufiger als Männer) betroffen. Dabei tritt diese vor allem bei Menschen ab einem Alter von 40 Jahren auf.

Symptome & Beschwerden

Anzeichen für eine Schultersteife können sein:

  • Plötzliche starke Schmerzen bei Bewegungen oder auch nachts in Ruhe
  • Erhebliche Bewegungseinschränkung in allen Bewegungsrichtungen

Die Schultersteife verläuft typischerweise in drei Phasen:

  1. In der Einfrierphase (Freezing stage) kommt es durch eine Entzündung der Gelenkkapsel zu einer plötzlichen stark schmerzhaften und zunehmenden Bewegungseinschränkung. Diese Phase dauert in der Regel zwischen mehreren Wochen und Monaten.
  2. Während der Plateauphase (Frozen stage) nehmen die Schmerzen allmählich ab, die Schultersteife ist jedoch durch die Verdickung und Verklebung der Gelenkkapsel voll ausgeprägt.
  3. In der Auftauphase (Thawing stage) sind die Schmerzen meist gering bis überhaupt nicht existent, die Schulter gewinnt zunehmend wieder an Funktion und Beweglichkeit.

Ursachen

Ursachen für eine Schultersteife sind u.a.:

  • primär: Ursache unbekannt
  • sekundär: Folge von Operationen, Verletzungen oder anderen Erkrankungen der Schulter (z.B. Schulterarthrose, Kalkschulter)

Die Ursachen der Frozen Shoulder können in primär und sekundär eingeteilt werden.

Die primäre Frozen Shoulder entwickelt sich ohne auslösendes Ereignis. Als mögliche Ursachen hierfür gelten hormonelle Veränderungen (z.B. Menopause oder Schilddrüsenerkrankungen) oder auch Stoffwechselerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus). Sie kann aber auch ohne Begleiterkrankungen auftreten. Dabei kommt es zu wiederkehrenden Entzündungen der Gelenkkapsel, die in der Folge zu einer Verdickung und Verklebung der Gelenkkapsel führen.

Bei der sekundären Form der Frozen Shoulder handelt es sich um eine Folgeerkrankung als Reaktion auf einen Sturz oder längere Ruhigstellung z.B. nach einer Operation, Sehnenrissen (Rotatorenmanschettenruptur) oder anderen Erkrankungen (z.B. Schulterarthrose, Kalkschulter).

Diagnose

Unsere Schulterspezialisten werden Sie in einem ausführlichen Gespräch bezüglich Ihrer Beschwerden befragen (Anamnese). Im Anschluss findet eine funktionelle Untersuchung der betroffenen Schulter statt, in der vor allem die Beweglichkeit überprüft wird. Meist reicht dies aus, um die Diagnose der Schultersteife zu stellen.

Um die Frozen Shoulder gerade im Anfangstadium von anderen schmerzverursachenden Erkrankungen des Schultergelenks zu differenzieren, empfiehlt sich eine weitere bildgebende Diagnostik, wie eine Röntgen- oder Kernspinuntersuchung (MRT).

Behandlung

Konservative Therapie

Folgende konservative Therapien sind möglich:

  • Medikamentöse Therapie: Schmerzmittel, Kortison in Tablettenform
  • Injektion von Kortison in das Schultergelenk (intraartikulär) und unter das Schulterdach (subacromial)
  • Physikalische Therapie: Wärme, Elektrotherapie (TENS)
  • Physiotherapie
  • Stoßwellentherapie

Um eine Schmerzreduktion und eine Entzündungshemmung zu erzielen, können Schmerzmittel aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), oder auch Kortisontabletten eingenommen werden. Bei sehr starken Schmerzen kann durch eine gezielte Injektion von Kortison in das Schultergelenk die Entzündung der Gelenkkapsel reduziert werden.

Sowohl Physiotherapie als auch Kälte- oder Wärmeanwendungen können sich je nach Phase positiv auf die Beschwerden auswirken. Gerade in der ersten Phase bei starken Schmerzen des Schultergelenks kann Kälte in Form von Kühlpads eine Schmerzlinderung bringen. Wichtig dabei ist, dass das Kühlpad nicht direkt auf die Haut gelegt, sondern mit einem Küchenhandtuch umwickelt wird.

In der physiotherapeutischen Behandlung steht während der ersten Phase im Vordergrund, das Schultergelenk schmerzabhängig möglichst endgradig zu bewegen, um die Kapsel so gut es geht elastisch zu halten. Des Weiteren wird die Schulter-/Nackenmuskulatur mittels Massage und feuchter Wärme entspannt. Außerdem können angeleitete Übungen, die selbständig in den Alltag integriert werden können, durchgeführt werden.

In der zweiten und dritten Phase rückt zunehmend die manuelle Mobilisation des Schultergelenks in den Vordergrund, um die verengte Kapsel wieder auf Länge zu bekommen. Auch hier sollten gezielte, angeleitete Dehnübungen für die Muskulatur und Bewegungsübungen für die Gelenkmobilisation zu Hause selbständig unterstützend durchgeführt werden. Schwimmen im warmen Wasser (Thermalbad) wird häufig als sehr positiv empfunden.

Auch die Elektrotherapie (TENS) oder Stoßwellentherapie können mit dem Ziel, die Stoffwechselsituation im Kapsel- und Sehnenbereich zu verbessern, angewandt werden.

Operation

Indikationen für eine Operation stellen ein hoher Leidensdruck der Patienten/-innen und eine nicht erfolgreiche konservative Therapie dar. Dabei sollte die konservative, physiotherapeutische Behandlung mindestens ein halbes Jahr intensiv durchgeführt worden sein.

Vor allem bei einer sekundären Schultersteife, die z.B. durch einen Sehnenriss oder ein Impingement-Syndrom ausgelöst wurde, kann eine Operation zur Beseitigung des Auslösers diskutiert werden.

Eine Operation der Schultersteife wird arthroskopisch, d.h. minimal-invasiv mittels einer Gelenkspiegelung, durchgeführt. Dabei werden die Verklebungen der Gelenkkapsel gelöst (arthroskopische Arthrolyse), so dass sich der Bewegungsumfang der betroffenen Schulter wieder verbessert.

OP auf einen Blick:

  • Operationszeit: 60 min
  • Narkose: Vollnarkose
  • Klinikaufenthalt: stationär
  • Arbeitsfähig: 3-4 Wochen
  • Return to sports (RTS): 6-12 Wochen, je nach Sportart

 

Nachbehandlung

Direkt nach der Operation sollte die physiotherapeutische Mobilisation beginnen, um erneute Verklebungen der Gelenkkapsel zu vermeiden.

FAQs

Zuhause können Sie regelmäßige Dehnübungen in Ihren Alltag integrieren, die im Folgenden erklärt werden. Halten Sie die Dehnübungen für 10-20 Sekunden und wiederholen Sie sie mehrmals.

  • Bei der ersten Dehnübung, die die meisten von Ihnen aus dem Schulsport kennen, führen Sie einen Arm vor Ihre Brust und klemmen ihn in die Ellenbeuge des anderen Arms. Mit dem anderen Arm ziehen Sie nun beide Arme zu sich. Sie sollten eine Dehnung in der hinteren Schulter spüren.
  • Für die nächste Dehnübung knien Sie sich auf alle Viere und schauen mit dem Gesicht zum Boden. Nun lehnen Sie sich mit dem Gesäß nach hinten, die Hände bleiben an der gleichen Stelle. So dehnen Sie den unteren Bereich der Schulter.
  • Stellen Sie sich in eine Tür und legen Ihre Hand auf dem Rand des Türstocks ab. Dabei ist der Ellenbogen in einem Winkel von 90° angewinkelt. Nun drehen Sie Ihren Körper von der Wand weg. Gedehnt wird der Brustmuskel.

Zudem sind Kälte-oder Wärmeanwendungen je nach Phase (s.o.) sinnvoll. Wärme auf der verspannten Schulter-Nacken-Muskulatur, Kälte v.a. in der ersten Phase im Bereich des schmerzenden Schultergelenks. Ab der zweiten Phase empfiehlt sich gegebenenfalls Schwimmen im Thermalbad.

Wir bieten alle konservativen Therapien, wie Verordnung von Schmerzmitteln, Injektionstherapie mit Kortison, Verordnung Elektrotherapie (TENS), Stoßwellentherapie, Verordnung von Physiotherapie oder eine operative Maßnahme an.

Die Schultersteife ist in der Regel eine selbstlimitierende Erkrankung. Das bedeutet, dass es auch ohne Therapie nach einer gewissen Zeit zu einer Heilung kommt. Leider lässt sich die Dauer zu Beginn der Erkrankung nicht abschätzen. Die Schmerzen gerade in der ersten Phase verursachen einen starken Leidensdruck. Hier hilft gerade die Infiltrationsbehandlung mit einem Kortikoid oder auch die Stoßwellenbehandlung, um die Schmerzintensität zu senken und den Verlauf der Schmerzen zu verkürzen. Durch die begleitende, physiotherapeutische Behandlung kann die Bewegungseinschränkung im Schultergelenk und dadurch langfristig resultierende Haltungsschäden verhindert werden. Statistisch geht man von einer Krankheitsdauer von etwa ein bis zwei Jahren aus. Es treten kürzere Verläufe auf, jedoch gibt es leider auch vereinzelt deutlich längere Verläufe von bis zu zehn Jahren.

Sollten Sie noch weitere Fragen haben oder einen Termin bei uns vereinbaren wollen, zögern Sie nicht uns unter der Telefonnummer 0761 7077300, per E-Mail info@orthozentrum-freiburg.de oder über unser Kontaktformular zu kontaktieren. Gerne können Sie auch über die Online-Plattform www.doctolib.de oder über die Doctolib App einen Termin buchen.

dr dan potthoff
  • Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie
  • Künstlicher Gelenkersatz an Knie– und Hüftgelenken
  • Knorpelchirurgie
  • Arthroskopische Chirurgie
  • Gelenkverschleiß (Arthrose), Sportverletzungen
  • Konservative Orthopädie