Liebe Patient:innen;

Im Vergleich zu vielen Ländern dieser Erde (auch in Europa) ist die medizinische Versorgung in unserem Land nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau. Gleichzeitig wird unser Gesundheitssystem von allen Seiten kritisiert: Zweiklassengesellschaft, überfüllte Arztpraxen / Notaufnahmen und Krankenhäuser, lange Wartezeiten auf Termine, Budgetierung. Auch aufgrund des steigenden Bedarfs einer alternden Bevölkerung sehen wir uns als orthopädische Schwerpunktpraxis trotz der hohen Spezialisierung einigen Herausforderungen ausgesetzt.

Unsere Philosophie war es immer, Ihnen den Weg zu Ihrem Spezialisten möglichst schnell zu ermöglichen, da orthopädische Krankheitsbilder (egal ob chronisch oder akut) oft zu massivem Leidensdruck und Bewegungseinschränkungen führen. Dies führte häufig dazu, dass zusätzlich zu geplanten Terminen Notfälle den Weg in unsere Praxis finden konnten und die Wartezeit vor Ort entsprechend gesteigert wurde. In einer schnelllebigen Zeit, in der viele von Ihnen unter Termindruck (beruflich wie familiär) stehen, ist dies natürlich zum Teil unangenehm. Hier versuchen wir gezielt, durch das Vorhalten von Notfallterminen und unsere Sprechstundenstruktur den „goldenen Mittelweg“ zu finden und insgesamt die Anzahl der zu behandelnden Patienten etwas zu reduzieren, um jedem von Ihnen den Raum und die Zeit zu schenken, die das entsprechende Krankheitsbild oder die individuelle Beratungssituation benötigt. Hier gilt: Individualisierte Präzisionsmedizin statt „one size fits all.“

Sowohl Ärzteschaft als auch Politik sind sich in vielerlei Hinsicht einig, dass die Zweiklassengesellschaft mehr Gefahren / Nachteile als Vorteile birgt. Durch das sogenannte Regelleistungsvolumen werden Behandlungen gesetzlich versicherter Patient:innen schlichtweg unterbezahlt (lediglich eine große Anzahl Behandlungen pro Stunde, Operationen oder Igel Leistungen führen hier zu Wirtschaftlichkeit). Die nach wie vor besser vergütete Behandlung privat versicherter Patient:innen trägt somit maßgeblich zum Umsatz einer Arztpraxis bei. Das Problem ist klar: es darf keine Unterversorgung von gesetzlich versicherten Patient:innen und keine Überversorgung von privat versicherten Patient:innen erfolgen. Hier gilt, das Ziel sollte ein gesunder Mittelweg sein. Auch wir bieten separate Sprechstunden für Privatpatient:innen an. Die Tatsache, dass im Vergleich zur offenen Sprechstunde hier teilweise frühere Termine vergeben werden können, hängt ausdrücklich nicht mit wirtschaftlichen Gesichtsgründen zusammen. Die Nachfrage bzgl. Terminen ist im Bereich der gesetzlich versicherten Patient:innen schlichtweg höher. Hinzu kommt, dass wir ALLE unsere operierten Patient:innen bis zum Therapieabschluss selbst nachsorgen (Kontrollen, Fadenzug, Anleitung der Physiotherapie, Return to Sport). Dies bedeutet viel zeitlichen Aufwand und Einsatz, ist allerdings ein absolutes Qualitätsmerkmal unserer Praxis seit Jahrzehnten.

Wir bitten Sie, gemeinsam mit unserem Team in unseren Räumlichkeiten eine Atmosphäre geprägt von Respekt und gegenseitiger Wertschätzung zu schaffen. Wir geben stets unser Bestes, Ihrem Anliegen am Telefon oder persönlich vor Ort gerecht zu werden. Bei längerer Wartezeit nutzen Sie gerne unser Patienten W-Lan oder legen Sie das Handy einmal zur Seite und tauschen sich mit Ihren Mitpatient:innen im Wartezimmer angeregt aus. Wir sind eine Arztpraxis und kein auf Zeit und Umsatz optimierter Dienstleister. Alle unsere Patient:innen haben das gleiche Recht, Ihrem Anliegen Gehör zu verschaffen und den therapeutischen Fahrplan auszuarbeiten.

In den vergangenen Jahren haben wir als Team viel versucht, um unsere Erreichbarkeit per Email und Telefon zu verbessern. Unsere Versuche als gescheitert zu betrachten, wäre jedem einzelnen Team Mitglied gegenüber respektlos, wurde der „Kampf gegen die Windmühlen“ doch mit unbändigem Einsatz geführt. Die Statistik ergibt im Schnitt mehrere hundert Emails pro Tag (auch am Wochenende) sowie eine ähnliche Anzahl an Anrufen. Dieses Ausmaß an Kontaktaufnahme können wir aktuell nicht stemmen (die Entwicklung einer KI basierten Terminvergabe und Telefonanlage ist aktuell in Planung, Call Center sind aufgrund der fehlenden fachlichen Kompetenz für uns keine Option). Da jede beantwortete Email meistens eine erneute Antwort nach sich zieht (ähnlich wie der klassiche Whatsapp Chat) haben wir uns schweren Herzens entschieden, den Emailverkehr zu reduzieren und alle freien Ressourcen in die telefonische Erreichbarkeit zu investieren. Hier können Ihre Anliegen während der Telefonsprechzeiten direkt erledigt werden. Im Notfall nutzen Sie bitte unsere Notfallformulare auf der Startseite unserer Homepage oder kommen während unseren Öffnungszeiten in die Praxis.

Bitte haben Sie Verständnis, dass der breit gefasste Begriff eines Notfalls im Orthozentrum Freiburg durch unsere Ärzte definiert wird. Es gibt eine klare interne Vergabestruktur der Termine. Als Schwerpunktpraxis für Sportverletzungen, Knieverletzungen, Schulterverletzungen sowie Wirbelsäulenerkrankungen sind es eben jene Krankheitsbilder, die auch im Notfall unsere Praxis aufsuchen. Als Notfall ist in unseren Augen jene Erkrankung definiert, die akut eingetreten ist, zur Immobilität und / oder starken Schmerzen führt und i.d.R. einer Ruhigstellung / Schonung / Arbeitsunfähigkeit bedarf. In unserem Alltag handelt es sich hierbei v.a. um „das verdrehte Knie / Sprunggelenk“, den Sturz auf Knie oder Schulter, die schwere Muskelverletzung oder den akuten Bandscheibenvorfall mit starken Schmerzen / Ausstrahlung / Ausfallerscheinungen.

Die Physiotherapie (Krankengymnastik / Manuelle Therapie / Lymphdrainage / gerätegestützte KG etc.) gehört zu nahezu jeder Therapieplanung eines orthopädischen Krankheitsbildes. Es gibt in unseren Augen niemanden (inklusive unseren Team Mitgliedern) dem eine physiotherapeutische Behandlung in Kombination mit präventivem Krafttraining nicht gut tut sowie hilft, orthopädische Leiden zu beseitigen oder sogar gänzlich zu verhindern. Wir pflegen eine sehr enge Beziehung zu einer großen Gruppe hervorragender Therapeuten und lernen in unseren regelmäßigen Fortbildungen Ortho meets Physio viel voneinander. Gleichzeitig unterliegen wir der strengen Budgetierungen der gesetzlichen Krankenkassen. Im Jahr 2020 standen einem Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie für die Heilmittelverordnungen seiner Patient:innen (KG, manuelle Therapie, KG am Gerät und Lymphdrainage) im Mittel 22,45€ / Patient / Quartal zur Verfügung. Ein Standardrezept 6x kg schlägt dem verordneten Arzt mit 126,66€ in sein Budget, 6x Manuelle Therapie mit 152,10€, manuelle Lymphdrainage 30 min. mit 153,72€, und Krankengymnastik am Gerät sogar mit 238,44€. Dies führt zum von den Krankenkassen in der Beratung geprägten Satz: „ Wenn Sie jedem 8-10 Patienten ein Rezept KG im Quartal ausstellen bleiben Sie innerhalb Ihres Budgets. Ansonsten droht alle vier Jahre die Regressforderung.“ Jedes Jahr wird ein vorgegebenes Budget für Heilmittelverordnung pro Patient anhand Ihres Alters sowie dem durchschnittlichen Bedarf der orthopädischen Fachgruppe zugewiesen. Jede Verordnungsnotwendigkeit ist genau zu prüfen. Von Ihrer Krankenkasse ist es als verpflichtend festgelegt worden, dass für Ihre Verordnung von Heilmitteln, die nicht extrabudgetär verankert ist (z.B. 6 Monate nach Kreuzband- / Rotatorenmanschetten-/ Prothesen- / Bandscheibenoperation oder bei einem Bandscheibenvorfall mit Nervenausfällen), immer eine persönliche Untersuchung durch Ihren Facharzt erfolgen muß! Bei dieser Untersuchung müssen dann funktionelle Defizite festgehalten werden, die eine (weitere) Verordnung begründen. Ob nun eine Verordnung ausgestellt werden darf, ist wohlgemerkt nicht nur absolut von diesem PERSÖNLICHEN Untersuchungsbefund abhängig, sondern von Ihrem Untersuchungsbefund in Vergleich zu den Untersuchungsbefunden der Mitpatient:innen. Unter dieser steten Budgetierungsreglementierung gilt es also auch für uns Fachärzte manchmal abzuschätzen, welcher Patient ein Heilmittel noch mehr benötigt als ein anderer. Auch Sie als Patient:im sind angehalten, diesen Verteilungsmaßstab zu akzeptieren, er nennt sich Solodaritätsprinzip. Es bildet die strukturelle Basis der gesetzlichen Krankenverischerung auch in anderen Bereichen.
Wir bitten Sie darum, den bei Ihrem Termin vor Ort gemeinsam festgelegten Plan umzusetzen und zu akzeptieren. Häufig führt die Kombination aus ärztlicher und physiotherapeutischer Therapie zur Linderung, welche dann durch Eigenübungen (Trainingsplan, Detonisierung) oder Ihr Engagement im Studio / einer 10ner Karte in der Physiotherapieeinrichtung Ihres Vertrauens zu dauerhaftem Therapierfolg beiträgt. Unseren operierten Patienten wird bereits vor der Operation mündlich und schriftlich mitgeteilt, wie der perioperative „Fahrplan“ aussieht. Bei den meisten konservativen Behandlungsfällen ist zunächst (sofern notwendig) eine Heilmittelverordnung (6x kg, 6x MT) geplant. Ob eine Folgeverordnung oder ein Übergang ins gerätegestützte Training möglich / sinnvoll ist, wird im Rahmen eines persönlichen Gespräches mit Ihrem behandelnden Arzt entschieden. Ob eine Langzeitverordnung notwendig oder möglich ist, können Sie jederzeit mit Ihrer Krankenkasse abklären. Dies ist nicht die Aufgabe Ihres behandelnden Arztes.

Ähnlich wie bei der Ausstellung von Rezepten gilt, dass die Länge der voraussichtlichen Krankschreibung im Rahmen Ihres persönlichen Arzttermines besprochen wird. Da Heilungsverläufe ebenso individuell sind wie Patient:innen kann es immer wieder zu Abweichungen kommen. Prinzipiell gilt: der medizinische Dienst der Krankenkassen schaltet sich ein, sobald eine AU zu lange dauert sowie die einzelne AU einen zu langen Zeitraum überbrückt. Sollten Sie eine Folgebescheinigung benötigen, informieren Sie uns gerne telefonisch.

Jeder Mensch freut sich über lobende Worte. Die Qualität ärztlicher Tätigkeit lebt durch die Fähigkeit der Selbstreflexion sowie die Demut vor dem Beruf des Arztes. Ihre Rückmeldungen (v.a. im persönlichen Gespräch) helfen uns dabei, unsere Philosophie, unsere Arbeit, unsere Strukturen kritisch zu hinterfragen und im Idealfall kontinuierlich zu verbessern. Wir haben uns als Gemeinschaft gefunden und weiterentwickelt die versucht, empathisch, strukturiert, fachlich hochqualifiziert Ihnen und Ihrem Anliegen gerecht zu werden. Wir sind sicher nicht „die Einzigen“, die „ Besten“ oder „Götter in Weiß“. Allerdings sind wir auch keine „Unmenschen“, „ Geldgeier“, „ arroganten Orthopäden“, „ Fließbandarbeiter:innen“. Wenn Sie uns bewerten möchten, freuen wir uns über konstruktive Kritik genauso wie über lobende Worte. Lassen Sie uns nicht nur in Extremen denken, sondern mit gegenseitigem Verständnis und Respekt begegnen. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, keine Werbung für Bewertungsportale zu schalten oder gar durch teure Mitgliedschaften Einfluss auf die Bewertungen unserer Patient:innen zu nehmen. Der Therapierfolg ist unser Feedback. Geben Sie uns die Chance, diesen zu erzielen. Dann bewerten wir gemeinsam.

Zu diesem unleidigen Thema ermöglichen Sie uns bitte zwei Sätze. Das Erstellen von Krankenkassen- / MDK Anfragen, Arztbriefen, ärztlichen Bescheinigungen gehört ebenso zu unserem Alltag wie Anträge, Widersprüche und unzählige Telefonate mit Ämtern und Kassen. Geben Sie uns die Zeit, die wir benötigen und trauen Sie uns eine gewisse Priorisierung zu.