Kreuzbandplastik – Operationstechnik und Transplantat

Unsere Selektion von Op-Technik und Sehnentransplantat für die Kreuzbandplastik. Die Kreuzbandplastik gilt als die am häufigsten durchgeführte bandplastische Operation. Die Wahl der Op-Technik und des Transplantates orientiert sich an den spezifischen Eigenschaften des Transplantates und an der Risslokalisation , an den sportlichen und sportartspezifischen Anforderungen des Empfängers, an den Begleitverletzungen bei einer Kreuzbandruptur und auch an den anlagebedingten anatomischen Voraussetzungen des Patienten.
Zu den sog. autologen Transplantaten (autolog bedeutet im medizinischen Sprachgebrauch zu dem selben Individuum gehörig) zählen in erster Linie:
- Semitendinosus/Gracilis Sehne (STG)
- Patellarsehne (PS)
- Quadricepssehne (QS)
- Allograft (AG)
In Nordamerika werden weitaus häufiger als in Europa sog. allogene Transplantate (bedeutet anderswo entstanden bzw. übertragen von einem anderen Individuum derselben Spezies – beispielsweise von einem anderen Menschen) eingesetzt. Wesentliche Transplantatanforderungen sollten jedoch erfüllt sein, damit ein optimales postoperatives Resultat erzielt werden kann.
Wichtige Eigenschaften des Transplantates
- Biomechanische Eigenschaften des Transplantates sollten mit dem ehemals eigenen vergleichbar sein.
- Gute Einheilungsraten des Transplantates, sodass frühzeitige Stabilität eine rasche Wiederherstellung des Aktivitätsniveaus ermöglicht.
- dauerhafte Kniestabilität.
- geringe Entnahmeproblematik des Ersatzsehne
Welche OP Technik und welches Transplantat für welchen Patienten?
Untenstehende Tabelle gibt einen Überblick über den aktuellen Stand der verschiedenen OP Techniken (z.b.kreuzbanderhaltente Operation) und Transplantatauswahl bei der Rekonstruktion, wie wir sie patientenspezifisch einsetzen:
Semitendinosus/Gracilis
Isolierte komplette Kreuzbandruptur: Rekonstruktion: mit Semitendinosussehne (Einbündeltechnik) oder Versorgung mit Semitendinosus- und Gracilissehne (Zweibündeltechnik) der verletzten Seite.
isolierte Vordere Kreuzbandruptur (Sherman Typ I und II): Repairtechnik: oberschenkelnahe Rissbildungen der Vorderen Kreuzbandruptur (Typ Sherman I und II)
Kreuzbandteilruptur mit erhaltenem Restkreuzband: Rekonstruktion und Repairtechnik: Semitendinosus- oder Gracilissehne (Ersatz des anteromedialen oder posterolateralen Bündels) mit Erhalt des Restkreuzbandes.
Kreuzbandteilruptur mit wenig erhaltenem Restkreuzband: Rekonstruktion- Repairtechnik und Ligamentbracing: Semitendinosus- oder Gracilissehne (Ersatz des anteromedialen oder posterolateralen Bündels) mit Erhalt des Restkreuzbandes und Verstärkungsband (Fiber Tape)
Kreuzbandruptur und Innenband: Bei 2.-3. gradigen Innenbandverletzungen oder auch Ablösungen der Meniskusaufhängung des Innenmeniskus: Semitendinosussehne der unverletzten Seite oder Quadricepssehne der verletzten Seite mit Meniskusnahttechnik und oder offener medialer Raffung des hinteren Schrägbandes mit oder ohne Innenbandrepair. Bei chronischen älteren Innenbandverletzungenempfehlen wir die Rekonstruktion mit Semitendinosussehne.
Kreuzbandruptur und X-Bein: Rekonstruktion: Semitendinosussehne der unverletzten Seite oder Quadricepssehne der verletzten Seite
Kreuzbandruptur und Achsenfehler: Bei Beinachsenabweichungen, z.b.Drehfehler mit X-Bein Stellung: Rekonstruktion evtl. Semitendinosussehne der Gegenseite – oder Quadricepssehne der verletzten Seite
Kreuzbandruptur und Kniescheibe: Bei Kniescheibenerkrankungen: Rekonstruktion Semitendinosussehne des verletzten Beines, keine Patella-oder Quadricepssehne
Kreuzbandrupt und Wachstum: Bei offenen Wachstumsfugen: Semitendinosussehne des verletzten Beines in der all inside Technik
Quadricepssehne
Isolierte Kreuzbandruptur: Quadricepssehne sportartspezifisch : z.b. Judoka und Tänzerin, Football und Eishockeyspieler
Kreuzbandruptur: bei Patienten mit hohem Rerupturrisiko
Kreuzbandruptur und Innenband: bei anlagebedingter deutlicher X-Beinstellung, Innenbandinstabilitäten (3.Grades) und Achsendrehfehler
Kreuzbndrevision: bei Replastik des Kreuzbandes
Patellarssehne
Isolierte Kreuzbandruptur: nicht als primäres Transplantat geeignet: erhebliche Entnahmeproblematik der Knochenblöcke (Knieschmerzsyndrom!), deshalb nur bei Ausschöpfung aller anderen Transplantatmöglichkeiten.
Als Primärtransplantat: Semitendinosus oder Quadriceps.
Kreuzbandrevision: nicht als primäres Transplantat geeignet: erhebliche Entnahmeproblematik der Knochenblöcke (Knieschmerzsyndrom!), deshalb nur bei Ausschöpfung aller anderen Transplantatmöglichkeiten.
Als Primärtransplantat: Semitendinosus oder Quadriceps
Allograft
Isolierte Kreuzbandruptur: als primäres Transplantat geeignet: auf Patientenwunsch
Kreuzbandrevision: als Transplantat geeignet: wenn keine autologen Transplantate zu Verfügung stehen
Kreuzbandrupur und extraartikuläre Stabilisierung: als Transplantat geeignet: z.b. für anterolaterale oder posterolaterale Stabilisierung etc.
Welche praktische Konsequenzen können wir daraus ableiten?
- Die Transplantatselektion sollte patientenspezifisch erfolgen
- Der Operateur sollte alle gängigen Transplantationstechniken beherrschen
- Die kreuzbanderhaltende Operationstechnik sollte bei oberschenkelnahen Rissbildungen eine Option sein